Mülheim.
Der Muhrenkamp ist dort, wo er in der Altstadt beginnt, seit 13. März der erste „Shared-Space“-Bereich der Stadt, doch das hat sich noch nicht herumgesprochen.
„Shared space“ bedeutet: geteilter Raum. Eigentlich sollten sich dort, wo der gesondert gepflasterte Bereich beginnt, Fußgänger und Autofahrer die Straße partnerschaftlich und in gegenseitiger Rücksichtnahme teilen. Autos, die von der Kaiserstraße in den Muhrenkamp (Richtung Hagdorn) einbiegen, sehen dort kein 30-er-Schild, was zum langsamen Fahren auffordert.
Auch die „Schwelle“, die überfahren muss, wer in den Muhrenkamp einbiegt, bremst kaum einen aus. Im Gegenteil: Da wird oft erst mal beschleunigt. Das blaue Verkehrsschild Nr. 325, im Volksmund „Spielstraße“ genannt, wird übersehen, denn kaum ein Autofahrer verzögert hier. Dabei sagt es aus, dass Fußgänger die Straße in ihrer ganzen Breite nutzen dürfen und Fahrzeuge hier Schritt fahren müssen, maximal sieben Stundenkilometer.
Fußgänger werden angehupt
Auch die Fußgänger trauen der neuen Situation nicht, laufen ganz am Rand, obwohl es keine Bürgersteige mehr gibt und bepflanzte Flächen den Bereich auflockern. Anwohner haben beobachtet, dass Fußgänger angehupt werden, wenn sie sich nicht schnell genug von der Straße bewegen. Das ist nicht im Sinne des Erfinders. Und korrekt schon gar nicht.
Klagen hört man von Autofahrern, wenn das Ordnungsamt Knöllchen verteilt. Wenn auch im Bereich zur Kaiserstraße hin Halteverbotsschilder stehen, so stehen sie hinter der Pastor-Jakobs-Str. nicht mehr. Das verleitet viele dazu, den Wagen etwa ab Hausnummer 12 abzustellen. Doch das blaue Schild bedeutet eben auch: Im verkehrsberuhigten Bereich ist das Parken außerhalb der dafür extra gekennzeichneten Flächen unzulässig.
Bezirksbürgermeister versucht zu beruhigen
Was das blaue „Spielstraßenschildes“ alles regelt, ist den meisten Autofahrern offenbar nicht (mehr) bewusst. „Wir stellen am Muhrenkamp häufig Parkverstöße fest“, sagt Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Beschwerden wegen zu hoher Geschwindigkeit seien hingegen im Ordnungsamt bisher nicht angekommen.
Bezirksbürgermeister Arnold Fessen (BV1) verweist darauf, dass der beruhigte Bereich erst seit sechs Wochen existiere und die Leute sich noch daran gewöhnen müssten. Er weiß jedoch, dass die Einfahrt in einen verkehrsberuhigten Bereich oft übersehen wird. Daher erwägt er, ein Messgerät aufzustellen zu lassen, um längerfristig die gefahrene Geschwindigkeit zu überprüfen. Zu überlegen sei auch „nach etwa einem halben Jahr Karenzzeit“ – ob bauliche Veränderungen die Situation verbessern könnten. Das blaue „Spielstraßenschild“ hängt in 2,30 m Höhe, das sei möglicherweise zu hoch und es werde deshalb übersehen. Auf der Charlottenstraße habe man ein ähnliches Problem damit gelöst, in dem die Schilder tiefer gesetzt worden seien.