Mülheim. .
Sobald der Mai gekommen ist, endet am Kohlenkamp eine Ära: Nach mehr als 62 Jahren in Familienhand hat das Wäschegeschäft Herta Oehler neue Eigentümer bekommen. Wenn ein nahtloser Übergang gelänge, wären die Beteiligten überaus froh.
Allen voran Christa Schulz, die auf keinen Fall hören will, sie gäbe ihr Geschäft auf. Nein, der Laden läuft weiter, das Personal bleibt, sie hat ihn lediglich verkauft. An die Maryan Beachwear Retail GmbH mit Sitz in Murg, was nahe der schweizerischen Grenze liegt. Nach Unternehmensangaben sind sie „einer der größten Bademodenhersteller Deutschlands mit Exporten in 56 Länder“. Dahinter steht wiederum eine Familie, die Mehlhorns, die 2009 ein Franchise-Konzept für Fachgeschäfte entwickelten: „Body & Beach“.
Keine großartigen Veränderungen geplant
Sieben Standorte gibt es bereits, der nächste eröffnet Ende kommender Woche in Mülheim. Am Freitag, 4. Mai, findet die Schlüsselübergabe statt, mit Modenschau und Musik. Christa Schulz, die mit Familie Mehlhorn seit langem Geschäftsbeziehungen pflegt, sagt: „Ich bin froh, nach anderthalb Jahren Suche diese Lösung gefunden zu haben. Mir ist wichtig, dass die Mannschaft übernommen wird.“
Vier Mitarbeiterinnen sind und bleiben im Laden tätig, der künftig allerdings von Britta vom Felde geführt wird. „Einer Quereinsteigerin“, wie die zuständige Franchise-Managerin Sieglinde Biller erklärt. „Mülheimerin, selbst langjährige Kundin und in Herta Oehler verliebt.“ Biller verspricht: „Wir wollen nicht riesenhaft etwas verändern. Frau Schulz war bisher erfolgreich, wir wollen das Geschäft in ihrem Sinne weiterführen.“
Auch körpernahe Männermode werde es weiterhin geben, obwohl die neuen Eigentümer mit dem Slogan „unvergleichlich weiblich“ antreten: „Wir werden den Herren weiterhin liebevoll begegnen.“ Auch im örtlichen Geschäftsleben wolle man aktiv bleiben und Aktionen des Mülheimer Stadtmarketings, wie gehabt, unterstützen. Der Name des Geschäftes lautet künftig „Body & Beach Herta Oehler“.
Die Rente endlich in Ruhe genießen
Die Gründerin des nicht nur in der Stadt bekannten Ladens (die im erst Februar mit nahezu 93 Jahren verstarb) begann 1950, als noch Stäbchenkorsetts in Mode waren. Bereits vor vier Jahrzehnten hatte Christa Schulz das Haus übernommen. Inzwischen ist sie selber 66, „ich werde bald 67, bin also schon über das Rentenalter hinaus.“ Daher der Ausstieg aus dem Wäschegeschäft. Die beiden Kinder Anna und Ben sind an einer Fortführung nicht interessiert.
Christa Schulz hat sehr viel Zeit in ihre Arbeit investiert, wird künftig viel Freiraum spüren. Was fängt sie damit an? Sie möchte im Straßenkunst-Projekt ihres Ehemannes Peter-Torsten Schulz weiterhin mitwirken, „Pit’s Project“, hierfür reisen sie etwa im Herbst nach Vietnam. Außerdem hat Christa Schulz drei kleine Enkelchen, das jüngste kam vor einer Woche zur Welt. „Ich freue mich, endlich Zeit für meine Enkelkinder zu haben und möchte einfach mal Oma sein.“