Mülheim. .

Draußen vor dem Altenhof parkt ein Polizeiwagen, drinnen hat ein Personenschützer die Lage im Blick. Alles zur Sicherheit von Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Im vollen Saal staut sich die Luft, ein würziger Duft von Zwiebelmett und Schnittchen, die auf den Tischen stehen, zieht durch die Halle. Viele sind zum Arbeitnehmerempfang des Katholikenrates gekommen, um den prominenten Gastredner live zu erleben. Bekannt aus TV und Talk-Shows sieht man den CDU-Politiker jetzt auf Plakaten. Doch Röttgen ist nicht als Wahlkämpfer eingeladen, sondern um über das zentrale Thema „Bewahrung der Schöpfung“ zu sprechen. Schon lange vor dem Wahlkampf, im Oktober 2011, stand der Termin in Mülheim.

Der Christdemokrat dreht die Schöpfungsfrage bis zur Energiewende weiter: von der Bewahrung der Schöpfung als gottgegebene Aufgabe über ethische Fragen, Umweltzerstörung, Ressourcen und Klimawandel kommt er auf die neuen Energie-Technologien und ihre Chancen am Markt.

„Energiepolitik als Lebensader von Wirtschaft“

Die Ausbeutung der Natur, mit der sich der Mensch die Lebensgrundlage entzieht, und wirtschaftliches Wachstum schließen sich für Kritiker schlichtweg aus. Doch was nicht passt, wird passend gemacht. Denn die Auffassung der Wirtschafts- und Wachstumsskeptiker hält Röttgen für falsch, weil „wir in globaler Hinsicht mit einem solchen Ansatz der Wirtschaftspolitik chancenlos wären“, betonte der smarte Politiker. Schwellenländer wie China und Indien würden geradezu auf Wachstum brennen. Und neben dem globalen Wettbewerb „sehe ich nicht ein, in Deutschland auf Wachstum zu verzichten“, so Röttgen, „weil ich hier keinen Verzicht auf Wohlstand sehe“. Mit Blick in die Zukunft verwies er auf den demografischen Wandel mit einem hohen Pflegebedarf, das Auslaufen der natürlichen Ressourcen, Klima-Katastrophen mit Flüchtlingen und den Anstieg der Bevölkerung in einer entgrenzten Welt. Als einen Weg aus der Krise sieht er eine „Energiepolitik als Lebensader von Wirtschaft, wo wir es schaffen, den Verbrauch zu reduzieren und trotzdem zu produzieren“. Die neuen Umwelttechnologien seien im Markt angekommen und reizvoll für Investoren. „Die Energiewende ist ein Investitionsprojekt.“ Wenn heute 20 Prozent der Versorgung bereits mit erneuerbaren Energien bestritten werden, so würden es 2020 eher 40 Prozent sein.

Jetzt ginge es darum, eine große Wende „im genossenschaftlichen Sinn“ zu organisieren – von großen Werken zu kleineren dezentralen Einheiten in Gemeinden, Vereinen und Verbänden. Wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ohne die Umwelt zu zerstören, sei eine Chance auf Wachstum und den Erhalt der Schöpfung.