Oberhausen. .

Dass die katholische Kirche seit vielen Jahren in einer tiefen Krise steckt, wird von kaum einem engagierten Christen noch geleugnet. Vor einem Jahr hat die Deutsche Bischofskonferenz sogar eine mittlerweile vom Papst unterstützte, auf fünf Jahre angelegte Dialoginitiative gestartet, bei der erstmals strukturiert die Basis der Christengemeinden befragt wird, welche Kritik, welche Wünsche und Nöte sie haben.

Nun haben sich auch die Oberhausener Haupt- und Ehrenamtlichen der vier Pfarreien im Stadtgebiet Oberhausen (St. Marien, Herz Jesu, St. Pankratius, St. Clemens) in den Dialogprozess eingeschaltet - und laden erstmals alle interessierten Bürger ein, um offen über die Lage der katholischen Kirche zu debattieren.

Alle Themen sollen ohne Tabus auf den Tisch

„Wir benötigen dabei nicht nur die Kirchgänger oder die Kirchenmitglieder, sondern gerade auch breite Bevölkerungsgruppen, die mit der Kirche hadern, die aus der Kirche ausgetreten sind, die die Institution scharf kritisieren. Wir wollen nicht im eigenen Saft braten oder nur Minderheitsinteressen verfolgen“, sagt Reinhard Messing, Mitglied der Oberhausener Stadtkonferenz der Katholiken.

Bei dieser Versammlung sollen alle Themen ohne Tabus auf den Tisch: Der Umgang mit Wiederverheirateten, die Sexualmoral der Kirche, der Missbrauch durch Männer der Kirche, der Priestermangel, die Beteiligung der Frauen, die vielen Kirchenaustritte, das Verhalten des Bischofs, die fehlende Gesprächskultur innerhalb der Kirchengemeinden, der autoritäre Umgang mit Personal und Gläubigen durchs Bistum, die Art und Zahl der Veranstaltungen in den Gemeinden.

Anmeldung nicht nötig

„Das sind alles Themen, die viele in unseren Gemeinden bewegen“, meint Andreas Schneider, Vorsitzender des Katholikenrates. Doch viele seien auch misstrauisch. „Die fragen uns, wollen die oberen an der Kirchenspitze wirklich wissen, was wir denken und auch Dinge verändern?“

Jedenfalls starten die Oberhausener Katholiken nun durch: Am Dienstag, 20. September, ab 19.30 Uhr findet die natürlich kostenlose für alle offene Auftaktveranstaltung zum Dialogprozess in der Jugendkirche Tabgha, Fichtestraße 11, in Buschhausen statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Es moderiert Rolf Preiss-Kirtz, Profi auch für heikle strittige Debatten.

Dialog soll länger als fünf Jahre geführt werden

Eines scheint schon klar zu sein: In einer Vorabkonferenz hat sich die Mehrheit dafür ausgesprochen, den Dialog länger als fünf Jahre zu führen. „Es liegt soviel in der katholische Kirche im Argen, es gibt soviel zu tun, da reichen fünf Jahre nicht aus, haben viele gemeint“, sagt Katholikenrat und Gemeindereferent Berthold Rzymski.

Was die vier Oberhausener Pfarreien auch vermissen: Die Bistums-Strukturreform 2005, um Gelder einzusparen, hat die mittlere Ebene auf Stadtebene aufgelöst. Die Pfarreien sind nun direkt ans Bistum angebunden. „Wir wissen jetzt untereinander gar nicht mehr, was in den Oberhausener Pfarreien los ist“, sagt Messing.