Mülheim.

Immer mehr Menschen geraten offensichtlich in eine dramatische Lebenskrise: Der Anteil der Telefongespräche mit Menschen in Krisen und Suizid-Gefahr ist im letzten Jahr um ein Viertel gestiegen, während die Gesamtzahl der Telefonate (15.000) und der Mails (300) gleich geblieben ist.

Dies stellt der Leiter der Telefon-Seelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen, Olaf Meier, in seinem Jahresbericht fest. 142 Personen fragten bei der ökumenischen Einrichtung wegen einer Krisenbegleitung an, in den letzten beiden Jahren waren es 121 beziehungsweise 100 Anfragen.

Zahl der Suizid-Toten gestiegen

Diese Entwicklung geht einher mit einem Anstieg der Suizide in NRW um neun Prozent. Im Land stieg die Zahl der Suizid-Toten von 1500 auf 1800, auf Bundesebene von langjährig 9500 auf 10.000. „In der Telefon-Seelsorge wird das Thema Suizid statistisch gesehen jeden zweiten Tag angedeutet oder ausgesprochen“, berichtet der leitende Psychologe und Theologe Olaf Meier.

Für Meier zeigt sich, dass die verfügbaren psychosozialen Begleitungsangebote zunehmend ausgedünnt werden. „Viele Anrufer berichten darüber, dass sie bei der Suche nach fachkundiger Begleitung in Krisensituationen oder einem Therapieplatz langfristig vertröstet werden. Im Ruhrgebiet gab es schon immer weniger Psychotherapeuten als in den umliegenden attraktiveren Großstädten. Wir haben viel zu wenig Therapeuten“, stellt Meier fest.

"Die Brücke zur Welt"

Die Telefon-Seelsorge mit ihrer angeschlossenen Krisenbegleitung versucht, bei akuten Problemen Hilfestellung zu geben, kann aber keine längerfristige fachliche Begleitung und Nachsorge anbieten. „Wir versuchen, zwischen den Worten zu hören und die leisen Gedanken anzusprechen, nicht zu werten, aber den Anrufer wertzuschätzen, sich in seine Situation hineinzufühlen“, berichtet Meier. „Wir leisten Prävention und sind für manche vereinsamte Menschen, die oft über längere Zeiträume immer wieder anrufen, die Brücke zur Welt.“

Die Telefon-Seelsorge wird wesentlich durch qualifizierte ehrenamtlich Mitarbeitende getragen. Interessierte können sich unter 0203/22657 oder per E-Mail unter duisburg@telefonseelsorge.de informieren.