Bottrop.

Die drei Telefon-Seelsorge-Stellen im Bistum Essen sorgten im Jahr 2011 dafür, dass rund um die Uhr Anrufende die Möglichkeit zu Beratung und Seelsorge in Anspruch nehmen konnten. Zwei Drittel der Anrufe kommen über die Mobilfunknetze, das geht aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht der Telefon-Seelsorge hervor.

Gut 54 000 mal klingelte das Telefon (Vorjahr: 53 000). Die Erreichbarkeit für Menschen, die Beratung und Seelsorge wünschen sei gestiegen, erklärt Olaf Meier, Leiter des Dienstes für Duisburg, Mülheim und Oberhausen. Dies sei an der längeren Dauer der Gespräche zu erkennen. Der „Dienst am Hörer“ sei eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Partnerschaftsproblemen.

Besorgt über mangelhafte psychotherapeutische Versorgung

Besorgt äußert sich Meier über die mangelhafte psychotherapeutische Versorgung. „Für viele Menschen mit Psychose-Erfahrung, Bewohner von betreuten Wohngruppen oder Menschen, die auf einen Therapieplatz warten, ist die Nummer 0800/111 0 111 eine wichtige Anlaufstelle. Etwa wenn die Betreuer am Abend oder am Wochenende nicht am Ort sind oder wenn die Wartezeit auf ein psychotherapeutisches Erstgespräch mehrere Monate dauert“, sagte er.

Beratungsbedarf beim Ringen um Leben und Tod

Meier stellt fest, dass das Thema Selbsttötung an Bedeutung gewonnen hat. Erstmals seit einem Jahrzehnt sind in NRW die Suizidzahlen gestiegen. Am Telefon wird an jedem zweiten Tag von Ratsuchenden die Möglichkeit, das Leben zu beenden, als akute Perspektive angesprochen. In der persönlichen Beratung oder durch Live-Gespräche bei der Krisenbegleitung der Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen stieg die Zahl der Klienten von 120 in 2010 auf 140 in 2011. Der Krisendienst „Prisma“ in Bochum beriet 64 Klienten in 2011. Meier: „Es wird aufmerksam zu beobachten sein, ob dieser Trend erhöhter Suizidzahlen und erhöhten Beratungs- und Seelsorgebedarfs beim Ringen um Leben und Tod anhält.“