Mülheim. Der Verkehr fließt noch nicht wie er sollte. Die Haltestelle am Kaufhof sorgt für Probleme, aber auch die Gewohnheit der Autofahrer
Die Umsetzung der neuen Verkehrsführung ist seit dem 10. März abgeschlossen, trotzdem fließt der Verkehr nicht so, wie es das Modell vorsieht. Darüber ärgern sich täglich Autofahrer und Fußgänger, aber auch die Verantwortlichen im Tiefbauamt. Gestern Morgen gegen 10.30 Uhr war der Rückstau auf der Friedrich-Ebert-Straße an der Eisenbahnbrücke so groß, dass die Schlange bis auf den Kreuzungsbereich am Tourainer Ring reichte. Zweite Problemzone ist der Berliner Platz. Vor allem nachmittags erstreckt sich hier die Fahrzeugkolonne bis auf die andere Ruhrseite.
Tiefbauamtsleiter Klaus Dieter Kerlisch hat für die Probleme mehrere Erklärungen. Von entscheidender Bedeutung sind nach wie vor Probleme an der Zentralen Haltestelle vor dem Kaufhof, wo in Spitzenzeiten alle 45 Sekunden ein Fahrzeug startet. Bus und Bahn haben hier Vorrang. Sie müssen aber ihr Signal anfordern. Das geschieht über moderne Technik. Bei Bussen funktioniert das auf Knopfdruck – sollte es zumindest. Aber noch immer verfügen nicht alle eingesetzten Fahrzeuge über die moderne Technik. Bei der MVG ist das zwar kein Problem, aber die Fahrzeuge anderer Gesellschaften wie Stoag, Rheinbahn oder BVR setzen immer wieder Fahrzeuge ein, die nicht über diese Technik verfügen.
Fahrer muss Signal anfordern
Dann muss der Fahrer aussteigen und mit einem Schlüssel das Signal anfordern. Das bewirke allerdings, dass das System auf Null gefahren werden muss. Es dauere dann länger, bis es wieder reibungslos funktioniere, erklärt Kerlisch. Mehrfach habe man mit diesen Verkehrsgesellschaften gesprochen, was dann nur teilweise Wirkung zeige. Nach wie vor gebe es das Problem mehrfach täglich. Manchmal auch zwei Mal in der Stunde. Da die gesamte Kreuzung bedarfsorientiert geschaltet ist, können auch Fußgänger für Probleme sorgen, wenn sie mehrere und falsche Anforderungstasten betätigen.
Investitionen und Planungen
In den vergangenen fast sechs Jahren wurden beim Umbau der Verkehrsführung 31,6 Millionen Euro investiert, von denen 21,3 Millionen das Land getragen hat. Der städtische Anteil lag bei 10,3 Millionen Euro und damit 3,7 Millionen Euro unter dem zuvor kalkulierten Wert. In diesen Kosten enthalten sind unter anderem die Aufhebung der Kaufhofumfahrung mit der Straßenbahn, der Bau der zentralen Haltestelle, die Neugestaltung der Kreuzung am Berliner Platz und am Tourainer Ring mit dem Abriss der Rampen. Enthalten sind auch die 280 Parkplätze, die im November dort entstehen sollen. Weiter geht der Verkehrsumbau 2013/14 mit dem Klöttschen, der zur Entlastung der Eppinghofer Straße in beiden Richtungen geführt wird. Zwei Kreisverkehre sollen dort das Tempo drosseln. Die Hochbrücke am Tourainer Ring fällt dann 2015/16. Erkenntnisse, ob die Leineweberstraße in beiden Richtungen geöffnet werden kann, soll eine Verkehrszählung in diesem Herbst bringen.
An der Leineweberstraße stadtauswärts etwa kommt zunächst der Anforderungsknopf für Fahrradfahrer, dann der zur Kreuzung der Leineweberstraße und erst dann der Knopf zur Querung der Friedrich-Ebert-Straße zum Riekenhaus. Wer alle drei Tasten drückt, bringt ebenfalls den Rechner durcheinander, weil ja alle Anforderungen auch bedient werden. Sind diese Grünphasen dann nicht notwendig, müssen andere Verkehrsteilnehmer unnötig warten. An der Kreuzung soll klarer werden, welche Taste für welche Ampel ist, kündigte Kerlisch an. Er hat auch festgestellt, dass Navigationsgeräte, obwohl die Betreiber frühzeitig informiert worden seien, noch immer den Stand der alten Verkehrsführung programmiert hätten.
Technische Ausfälle
Wer moderne Technik nutzt, muss auch mit technischen Ausfällen rechnen. Normalerweise soll der Rechner signalisieren, wenn einer der 104 Detektoren (Kameras, Anforderungstasten oder Sensoren) ausfällt. „Das tut er auch in fast hundert Prozent der Fälle, in einigen aber auch nicht“, bedauert Roland Jansen, Leiter der Verkehrsplanung. Deshalb müsse man gemeinsam mit Siemens noch nachbessern. Und dann ist da schließlich noch die Macht der Gewohnheit. Die Politik hatte zwar beschlossen, dass der Durchgangsverkehr über den Tourainer Ring oder die Konrad-Adenauer-Brücke geleitet werden soll, mehr Autofahrer als gedacht aus Richtung Styrum fahren trotzdem geradeaus an der AOK in die Innenstadt rein, umfahren den Kaufhof und biegen dann rechts auf die Leineweber, um dann zur Friedrichstraße zu gelangen. In Spitzenzeiten blockieren sie dann am Kaufhof die Kreuzung und sorgen noch für zusätzliche Probleme. Durch die Verteilung von Grünphasen will Kerlisch es künftig attraktiver machen, über die Umgehungsstraßen zu fahren.
Wer über die andere Ruhrseite fährt, sei schon jetzt schneller und verbrauche weniger Sprit. An der Adenauerbrücke werden auch zusätzliche Schilder platziert. Wer zum Krankenhaus will, wird dann über die Bergstraße und die Mühlenbergkreuzung geleitet. Am besten wäre es, wenn die Bebauung und eine engere Fahrbahn dem Autofahrer signalisieren würde, dass die Friedrich-Ebert-Straße keine Hauptstraße ist. Das wurde auch in diesen Tagen in der Planungswerkstatt besprochen. Nach Ostern soll ein Beschwerdemanagement mit Hotline und E-mail eingerichtet werden. Anregungen und Kritik werden entgegengenommen, geprüft und beantwortet.
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