Mülheim.

Einmal im Jahr stellt das Polizeipräsidium Essen/Mülheim die Kriminalstatistik vor. Ein Versuch, die Wirklichkeit auf Zahlen zu reduzieren. So sieht es Heinz Jüschke, als Leiter der Direktion Kriminalität oberster Kripomann.

Nur die angezeigten Taten, betont er, gingen in die Statistik ein. „Die Brutalität der Täter, der Schaden, den die Opfer erleiden, bilden sich nicht ab.“ Wohl auch nicht der Einsatz der Polizei, wenn eine Ermittlung nicht zur Aufklärung führt. Aber auch die Aufklärungsquote ist gestiegen, im Bereich des Polizeipräsidiums Essen/Mülheim beträgt sie fast 50%.

Die Zahl der Straftaten in Mülheim ist stark angestiegen – um 11,31% auf 13.647 Straftaten (Essen: +5,89%, NRW: +4,76%). Die Stadt an der Ruhr ist aber mitnichten ein Hort der Kriminalität: Die Statistik 2011 enthält auch das Delikt „Beförderungserschleichung“. Und die Schwarzfahrer bringen den Schnitt gewaltig nach oben: 2011 waren 2070 Menschen ohne gültiges Ticket in Bus und Bahn unterwegs (2010: 298) – eine Steigerung von fast 600% und vermutlich den besseren Kontrollen der MVG geschuldet.

Zieht man die Schwarzfahrer aus der Statistik, sind die Kriminalitätszahlen in Mülheim gar um 3,1% gesunken.

Vier Fälle von Totschlag

Es gab vier Fälle von Totschlag (darunter drei Versuche) an der Ruhr, sowie eine fahrlässige Tötung, alle Fälle wurden aufgeklärt. Essen hatte dreimal so viele vergleichbare Taten. Insgesamt machen Straftaten gegen das Leben aber nur 0,03% aller Straftaten in beiden Städten aus.

Ein Mülheimer Phänomen ist die gestiegene Zahl der geklauten Räder um 36% (NRW: +6%), was 126 Fälle mehr bedeutet als 2010 (348 gestohlene Räder). „Wir wissen nicht, woran das liegt“, sagt Kriminaloberrat Manfred Joch.

Im einzelnen betrachtet, hat die Kriminalität in Mülheim aber fast durchweg abgenommen: Die Gewaltdelikte sind um 18,38% zurückgegangen, die Zahl der Raubdelikte ist um 26,28% im Vergleich zu 2010 gesunken, die Fälle von Straßenraub um 37,5%. „Die statistische Chance, in Mülheim ausgeraubt zu werden, ist ausgesprochen gering“, kommentierte Joch launig.

Weniger Körperverletzungen

Die Fälle von Körperverletzungen gingen um 4,74% zurück, einfacher Diebstahl um 7,14%, schwerer Diebstahl immerhin noch um 1,85%, was in absoluten Zahlen 53 Fälle weniger waren als 2010. 2011 wurden bei Wohnungseinbrüchen insgesamt 1,97 Mio € erbeutet (2010: 1,94 Mio €).

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging aber zurück – um 10,75%. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote an auf 14,05%. Eine Entwicklung, die Joch besonders freute, denn seitdem in 2009 besonders viele Einbrüche in Mülheim registriert wurden, sorgten polizeiliche Ermittlungstrupps und Zivilkräfte mit dafür, dass die Zahlen seit 2010 sinken. Landesweit sind die Zahlen 2011 angestiegen – auf 12,5%. Die NRW-weite Kampagne „Riegel vor“ trage aber Früchte: „Es gibt zunehmend Bürger, die die 110 anrufen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt“, lobt Joch.

Mehr Diebstähle aus Autos

Auch der Diebstahl aus Autos hat abgenommen – um 18,7%. Die Zahlen sinken seit Jahren, was der technischen Entwicklung geschuldet ist. Heute, erläutert Joch, kann man nicht mehr einfach ein Radio stehlen und es anderswo einbauen. Doch andere Dinge wie Scheinwerfer und Airbags werden gerne geklaut.

Die Zahl der Sexualdelikte ist um 41,9% gesunken, die Zahl der Brandstiftungen um 11,6%. Taschendiebe kamen 2011 auch seltener zum Zuge als 2010: Die Statistik meldet einen Rückgang um 16,8%.