Mülheim. Das Max-Planck-Institut für Bioanorganische Chemie soll ausgebaut werden. Mülheim wäre dann der zweitgrößte Standort der Gesellschaft

Die Max-Planck-Gesellschaft will Mülheim zu ihrem zweitgrößten Forschungsstandort nach München machen. Robert Schlögl fungiert bereits seit Ende 2011 als kommissarischer Leiter des Instituts für chemische Energieumwandlung, zu dem das bestehende Institut für Bioanorganische Chemie ausgebaut werden soll. Der dann mit dem Institut für Kohlenforschung entstehende Campus hätte statt 450 rund 600 Mitarbeiter. Um dies realisieren zu können, bedarf es sowohl eines Um- als auch eines Ausbaus. Das Investitionsvolumen wird auf über 45 Millionen Euro taxiert. Die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens ist am kommenden Dienstag Thema im Planungsausschuss.

Werner Klotzbücher, Pressesprecher des Instituts für Bioanorganische Chemie, betont, dass es im Vorfeld der Entscheidung der Max-Planck-Gesellschaft viele andere Städte beziehungsweise Bundesländer gegeben habe, die ein starkes Interesse an der Ansiedlung des neuen Instituts gehabt hätten. Für Mülheim sprach, dass man hier einen hervorragenden Grundstock an Forschung im Energiebereich besitze und sich durch die Nähe zum Institut für Kohlenforschung und zu den umliegenden Universitäten in Duisburg, Bochum, Essen und Düsseldorf Synergieeffekte ergeben würden.

Maximal drei Obergeschosse

Um sich erweitern zu können, benötigt das neue Institut Flächen auf der gegenüberliegenden Seite der Stiftstraße. Diese gehören derzeit der Stiftung des Instituts für Kohlenforschung. Sie wäre bereit zu verkaufen. Für den Kauf sowie die erforderlichen Neubauten benötigt die Max-Planck-Gesellschaft allerdings Landesmittel. „Eine Förderung hat das rot-grüne Landeskabinett zwar bereits beschlossen“, so Klotzbücher, angesichts der anstehenden Landtagswahl befinde sich die Sache allerdings gewissermaßen in der Schwebe.

Grundlagenforschung für alternative Energien

Das geplante Institut für chemische Energieumwandlung basiert auf der im Jahr 2004 gestarteten Kooperation von fünf Max-Planck-Instituten zum Projekt EnerChem, das sich mit der Grundlagenforschung für neue Energiegewinnung beschäftigt. Angesichts des weltweit benötigten und weiter ansteigenden Energiebedarfs werden die fossilen Energien wie Erdöl oder Erdgas in 60 bis 70 Jahren ausgebeutet sein.

Eine Alternative dazu wäre zum Beispiel Alkohol. Der kann durch die Verbindung von Wasserstoff mit Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Dafür bedarf es Beschleuniger, also Katalysatoren. Um diese herzustellen benötigt man heutzutage edle und ebenfalls endliche Metalle wie etwa Rhodium. Im Institut für Kohlenforschung befasst man sich damit, auch andere Materialen zu finden, die zur Katalyse genutzt werden können. Das Institut für Bioanorganische Chemie betreibt Grundlagenforschung im Bereich Energieumwandlung.

Um den zusätzlichen Flächenbedarf zu decken, sind Neubauten mit insgesamt 4100 Quadratmetern Nutzfläche erforderlich, von denen 3100 auf dem bestehenden Gelände realisiert werden können. 1000 Quadratmeter müssten, wie gesagt, auf dem Gelände nördlich der Stiftstraße errichtet werden. Das ist planungsrechtlich noch als Wohnbaufläche ausgewiesen. Es müsste also in ein Sondergebiet Energieforschung und Wohnbaufläche umgewidmet werden.

Für die Neubauten sind maximal drei Obergeschosse vorgesehen. In ihnen sollen Experimentierräume, Laboratorien, Büro- und Verwaltungsbereiche einziehen. Emissionen seien, bis auf geringe Geräusche durch Lüftungsgeräte, nicht zu befürchten.

Stadt würde von Campus profitieren

Für die Erweiterung gibt es zwei Szenarien: Variante eins sieht vor, dass auch ein Teil der Stiftstraße bebaut wird. Das würde bedeuten: Kraftfahrzeugen stünde dieser Teil nicht weiter zur Verfügung. Variante zwei sieht vor, dass die Stiftstraße hier weiter öffentliche Straße bleibt, sie aber für die Anbindung des Geländes nördlich davon überbaut wird, um darüber die notwendigen Versorgungsleitungen legen zu können.

Pressesprecher Klotzbücher betont, dass die Stadt von dem neuen Campus erheblich profitieren könnte. „Die Etats beider Institute liegen derzeit bei insgesamt 30 Millionen Euro im Jahr. Mit dem Institut für chemische Energieumwandlung stiegen sie auf 40 Millionen Euro.“ Geld, das zu einem nicht unerheblichen Teil hier ausgegeben würde. „Viele Mitarbeiter unseres Instituts wohnen in Mülheim. Örtliche Handwerksbetriebe bekommen Aufträger.“

Doch was wäre, wenn das Bebauungsplanverfahren scheitert und damit auch die Erweiterung? „Dann würde das Institut für Bioanorganische Chemie mit dem Ende der Amtszeit des derzeitigen Institutsleiters schließen, also 2017. Bayern ist immer scharf auf neue Institute.“