Mülheim.
„Servus Mülheim!“ ruft Hubert von Goisern in die Menschenmenge und entfaltet das Akkordeon auf ganzer Länge. Der Ringlokschuppen ist ausverkauft.
Rund 900 Leute sind gekommen, um den Alpinrocker, der auf die 60 zugeht, zu erleben. Es ist zumeist die Generation 50 plusplus, die da so ausgelassen abtanzt: Damen mit Lockenfrisur und ergraute Herren im Karohemd lassen es krachen, auch ohne Krachlederne und Dirndl.
Wenn einer Berge versetzen kann, dann Hubert von Goisern mit seiner Musik. Auf seiner „Entwederundoder Tour“ holt der Musiker aus Oberösterreich die Klänge der Alpen an die Ruhr, wo ihm eine Welle der Sympathie entgegen schwappt. Und nicht erst mit dem aktuellen Hit „Brenna tuats guat“ (Brennen tut’s gut) lodert die Hütte. Den Refrain des kritischen Liedes über die Bankenkrise singt das Publikum mit: „Jeder weiß, dass das Geld nicht auf der Wiese wächst, und essen kann man es auch nicht – aber brennen tut’s gut.“
Ska-Rhythmen samt Kuhglocke
Die Stimmung im Saal brennt für eine Musik mit eigener Note, reizvoll gepaart mit fetzigem Rock, Jazz, Blues und Jodlern bis zu treibenden Ska-Rhythmen samt Kuhglocke, aber auch zärtliche, leise Lieder voller Poesie und Melancholie. Davon lässt sich das Publikum „Weit, weit weg“ tragen und singt sogar den Refrain vornweg. Es sind Lieder über das Leben und seine Vergänglichkeit, denen der Wanderer zwischen den Welten durch Erfahrungen und Heimatgefühle eine Melodie verleiht. Sie transportieren Botschaften wie mehr Mitgefühl für ein Miteinander in Europa.
Und gelungenes Miteinander zeigt „HvG“, der selbst u.a. Akkordeon, Gitarre, Maultrommel und Klarinette spielt, auch auf der Bühne mit seiner jungen, schlagkräftigen Band. Von opulenter Orchester-Instrumentierung ist die Besetzung mit Schlagzeug, Bass und Gitarre kleiner geworden. Mit gehäuteten Liedern kehrte der gebürtige Goiserer, der eigentlich Hubert Achleitner heißt, von der Weltmusik an seine Wurzeln zurück. Dabei ist er authentisch geblieben, macht sein eigenes Ding. Wie eh und je erhebt er seine Stimme für ein tolerantes Miteinander.
Verständigungsprobleme gibt’s allenfalls wegen des Dialektes. Aber wie heißt es symbolisch in einem Lied: „I muas eh nit alles verstehn, aber a wengal, das wär schon schön.“