Köln. . Keine Spur von Alterserscheinungen: Alpenrocker von Goisern (fast 60) gibt ein umjubeltes Konzert in Köln
„Brenna tuats gut“ („Brennen tut’s gut“). Und um 21.53 Uhr brennt’s im E-Werk ganz besonders heiß. In dem Moment, in dem die vier Videosäulen auf der Bühne rot glühende Flammen zeigen, wissen die im Publikum, mit was ihnen der Goisern-Hubert nun heimleuchtet.
Mit dem hitzigsten Stück seiner aktuellen, Anfang September 2011 veröffentlichten CD „Entwederundoder“. Single und Album sind für den „Amadeus Austrian Music Award“, Österreichs größten Musikpreis, nominiert, ebenso wie auch der Künstler selbst in der Kategorie Rock/Pop. Der Goiserer, der im November 60 wird, ist auch im fortgeschrittenen Alter ein echter Dauerbrenner. Seit 1986, als er mit Wolfgang Staribacher die „Original Alpinkatzen“ gründete und mit der Band, sechs Jahre später, nach Trennung von Staribacher, ganz groß raus kam.
Seine musikalische Mischung aus heimatlicher Folklore und Weltmusik sichert ihm ein buntes Publikum, so auch am Samstagabend im rappelvollen E-Werk, das bereits seit Wochen ausverkauft war. Seite an Seite stehen da Frauen mit Dreadlocks und Turban neben Polohemdträgern, schick gemachte Freundinnen neben Familien im Jeans-Outfit, die Typen im Öko-Look neben denen, die ihre altersstarren Lederwesten wahrscheinlich auch im Bett nicht ausziehen. Mit kleiner Besetzung – Axel Pohn (Schlagzeug), Helmut Schartmüller (Bass) und Severin Trogbacher (Gitarre) – und zündenden Stücken von „Entwederundoder“ ist Hubert von Goisern im E-Werk ganz groß. Ein galoppierender Kuhglocken-Ska beschwört den „Indianer“, in „Es Is Wias Is“ tut der Frontmann mit viel Gefühl Buße an der einst so geschmähten Klarinette und bei „Heidi Halt Mi“ gibt’s fürwahr kein Halten mehr. „Entwederundoder“ wartet mit Folk, Blues und Reggae auf, klingt mal nach Walzer und mal nach Jazz und geht mächtig in die Beine.
Fans reisen ihm nach
Dass die Stimmung aber immer dann besonders hoch kocht, wenn auch ältere Stücke wie „Goisern“ oder „Iawaramoi“ zu ihrem Recht kommen, ist mit Sicherheit kein Zufall. Im Publikum sind viele treue Fans, zum Teil sogar extra aus der Steiermark, aus Kärnten und aus Wien angereist. Wenn er nicht gerade singt, jodelt und scattet, Ziehharmonika, Maultrommel oder Mundharmonika spielt, plaudert der inzwischen wieder ganz kurz geschorene Ex-Alpinkater über bereits absolvierte Auftritte, sein Verhältnis zu Glücksspiel, Religion und Sprache und über seinen Fehlstart als Jung-Trompeter in einer Bad Goiserer Blaskapelle. Auch das würde man gerne im Wortlaut wiedergeben, jedoch hier hapert’s leider drastisch an der oberösterreichischen Orthografie.