Mülheim. . Jana Elstermeier bekam ihren Sohn mit 16. Die junge Frau wird von ihrer Familie unterstützt und schaut positiv in die Zukunft.
Anders vorgestellt hat sich Jana ihr Leben schon – doch was bei anderen vielleicht Leichtfertigkeit oder Leichtsinn ist, war bei der 16-Jährigen ein Treffer von eins zu 1000. Jana Elstermeier hat vor einem halben Jahr ihren Sohn Finn zur Welt gebracht. Im Gespräch mit der WAZ erzählt die Schülerin über den Alltag zwischen Schule und Kind, beste Freunde und ihre Zukunftsperspektiven.
„Das weiß doch jeder, dass bei überdurchschnittlichem Konsum von Zitrussäften die Wirkung der Pille aussetzt“, bekommt die damals 15-jährige Schülerin von ihrer Frauenärztin zu hören, als sie auf dem Ultraschall-Gerät diesen kleinen Punkt in ihrem Bauch sieht. „Ich hab gedacht, das ist einfach nur ein schlechter Traum“, erzählt Jana. „Ich habe versucht, es mir auszureden.“
"Ich wollte doch bis 30 unabhängig sein"
Die Pille habe sie regelmäßig genommen, auch keinen Alkohol konsumiert. „Ich habe noch zweimal meine Periode bekommen und außer, dass ich etwas zugenommen habe, ist mir nichts aufgefallen.“ Zwei Monate später bleibt die Periode jedoch aus. Eine Freundin schlägt einen Schwangerschaftstest vor – „eigentlich aus Spaß“.
Das Ergebnis: positiv. Als die Schwangerschaft von der Frauenärztin bestätigt wird, zerplatzt für einen kurzen Moment Janas Plan fürs Leben. „Ich wollte doch bis 30 unabhängig sein.“
Zur Schule geht die Gymnasiastin ganz normal – bis zum Tag der Geburt. „Ich hatte keinen richtigen Babybauch. Ich hab’ zwar über 15 Kilo zugenommen, aber meine Klassen-kameraden haben nichts gemerkt.“
Mit starken Bauchschmerzen liegt Jana dann am 19. Februar im Bett und wird von ihren Eltern ins Krankenhaus gebracht. Keine vier Stunden später war der kleine Finn geboren. Da er fünf Wochen zu früh gekommen ist, musste er noch auf die Frühchen-Station.
„In dieser Zeit konnten meine Familie und ich uns auf die neue Situation einstellen.“ Eine Grundausstattung gibt es noch von den zwei jüngeren Geschwistern, und „einen Maxi Cosi habe ich von meiner Lehrerin geschenkt bekommen“.
Kein Elterngeld
Zur Beratung über finanzieller Unterstützung oder Tagesmutter wendet sich Jana an die Caritas. „Finanziell sieht es leider nicht so gut aus: Das Kindergeld wird mit meinem Kindergeld gegengerechnet, da bleibt kaum etwas übrig; Elterngeld gibt es nicht, aber meine Mutter konnte die Elternzeit von zwei Jahren übernehmen und bleibt mit Finn zu Hause.“
Durch die Hilfe ihrer Familie kann Jana noch das Leben einer 16-Jährigen führen. „Ich komme jetzt in die 10. Klasse und kann alles machen, was meine Freunde auch tun: shoppen, Party, ausgehen – jedoch muss ich entscheiden, was mir am wichtigsten ist.“
Wenn Jana sich mit ihren besten Freundinnen trifft, ist Finn häufig dabei. „Wir gehen in die Müga oder an die Ruhr und meine Freunde passen auch mal auf ihn auf, so dass ich mal eine kurze Auszeit habe.“ Die Freunde finden es ganz schön, Nanny zu sein und „fühlen sich auf ihre eigene, ‚ferne’ Zukunft vorbereitet“.
"Er muss sich mal in meine Lage versetzen"
Bei der Frage nach Finns Vater hat sie gelernt stark zu sein. Denn das hat sich Jana anders vorgestellt. „Mir war klar, dass es Probleme geben wird, aber ich hab’ gehofft, dass es besser läuft.“ Der ausgelernte 20-Jährige zweifelt die Vaterschaft an und hat bis heute auf keinen Brief vom Amt reagiert. „Ich verlang’ doch nichts von ihm, er soll nur Unterhalt zahlen.“ Interesse habe er zu Beginn gezeigt, doch das sei längst vergangen. „Ich weiß, dass er mit der Situation überfordert ist, aber er muss sich mal in meine Lage versetzen.“
Jana ist eine starke junge Frau und blickt positiv in ihre Zukunft. „Ich will bis nach meinem Studium bei meinen Eltern wohnen bleiben und dann mal seh’n.“ Jura, Ingenieurwissenschaften oder Sprachen? Das weiß sie noch nicht, aber dank der Unterstützung ihrer Familie und Freunde stehen ihr alle Türen offen. Hat sie je bereut, das Kind bekommen zu haben? „Niemals. Ich bin sehr glücklich, dass ich Finn habe und werde es auch so schaffen.“