Kristina Schröder ist nach zehn Wochen Babypause an ihren Arbeitsplatz zurück gekehrt. Die Ministerin will anderen jungen Müttern zeigen: So schwer ist es nicht, eine berufstätige Mutter zu sein.

Doch die Frage, wie schnell eine Frau nach der Geburt wieder arbeiten sollte, hat sich längst zur Glaubensfrage entwickelt. Auf der einen Seite stehen die, die sagen: Mütter, die schnell nach der Geburt wieder arbeiten gehen, sind Rabenmütter. Auf der anderen Seite wird argumentiert: Arbeit und Kind, das sorgt für ein erfülltes Leben und ist inzwischen sehr gut beides gleichzeitig möglich. Doch was bedeutet der Trend, möglichst schnell wieder in den Job zurückzukehren, für die Mütter? Und wie gut ist das für die Kinder (siehe rechter Kasten)?

Die Zeit genießen

Kerstin Reuland, Sprecherin von Siemens, ist noch nicht lange aus der Elternzeit wieder zurück. Genau ein Jahr hat sie sich für die Babypause Zeit genommen. „Dieser Zeitrahmen war vorher schon

Bindung ist wichtig

Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist eine besondere. Bei ihr gehe man von „undiskutierbarer Liebe“ aus, erklärt Francisco Fontenla, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Wichtig und prägend in den ersten Lebensjahren des Kindes sei jedoch die „primäre Bezugsperson“, so seine Kollegin Katrin Hoppe. Diese Bezugsperson müsse nicht unbedingt die Mutter sein, sondern es könne sich dabei auch um den Vater oder die Oma handeln. Fehle die primäre Bezugsperson, ergäben sich deutliche Auffälligkeiten und gravierende Probleme.
„Bis zum fünften Lebensjahr ist diese Beziehung besonders wichtig. In dieser Zeit wird das Bindungsverhalten zementiert“, sagt Fontenla. Dabei sei es jedoch nicht maßgeblich, wie viel Zeit diese Bezugsperson mit dem Kind verbringe, sondern dass in der gemeinsamen Zeit eine sehr enge emotionale Bindung bestehe, ergänzt Hoppe.
Mütter können also arbeiten gehen – durchaus auch Vollzeit, wenn sie zu festen Zeiten dem Kind voll zur Verfügung stehen. Belastungen, die die Mutter aus dem Job mit nach Hause bringt, bemerke das Kind sofort. Realistisch betrachtet sei es deshalb natürlich umso schwieriger, eine gute emotionale Bindung zum Kind zu haben, je länger man arbeite. Schuld daran seien vor allem der steigende Druck am Arbeitsplatz und die schlechten Betreuungsmöglichkeiten. Gleichzeitig könne es aber auch förderlich für die Beziehung von Mutter und Kind sein, wenn die Mutter sich im Beruf verwirklichen könne.

klar“, erzählt sie. „Nach einem Jahr findet man gut wieder rein in den Job.“ Das war ihr wichtig, ebenso aber, ausreichend Zeit für ihr Kind zu haben: „Kürzer ist nicht schön, man möchte die Zeit ja genießen.“ Die Rückkehr in den Beruf sei bei ihr sehr positiv verlaufen, man habe es ihr in der Firma leicht gemacht. Probleme gab es nur bei der Suche nach einer Betreuungsmöglichkeit in ihrer Heimatstadt Düsseldorf: „Ich habe 20 Anträge gestellt, aber keinen Kita-Platz bekommen.“ Jedoch gebe es ja Alternativen zum Kindergarten, Tagesmütter beispielsweise.

Auf eine solche hat auch Claudia Roos, Referentin der Oberbürgermeisterin, zurück gegriffen. „Ich habe mich früh um die Betreuung bemüht, schon während der Schwangerschaft.“ Für sie war eine gesicherte Betreuungsmöglichkeit essenziell, denn sie wollte ganz schnell zurück. „Ich wollte meine Stelle behalten.“ Mit einer längeren Auszeit hätte das nicht geklappt. Vier Monate lang war Roos in Elternzeit. Sie arbeitet jetzt genauso viel, wie vor der Schwangerschaft. „Es ist schwieriger, als ich es mir vorgestellt habe. Man muss sich sehr gut organisieren.“ Doch dank netter Kollegen funktioniere auch das.

Sowohl beruflich als auch privat kennt sich Antje Buck von der Gleichstellungsstelle in Mülheim sehr gut mit dem Thema „Berufstätige Mütter“ aus. Sie hat drei Kinder. Elternzeit genommen hat sie nie. Das übernahm ihr Mann. Doch durch den Spagat zwischen Beruf und Familie weiß sie über die vielen verschiedenen Belastungen Bescheid, die damit zusammen hängen. Neben dem viel diskutierten Betreuungsproblem und der Herausforderung zu bestimmten Zeiten am Arbeitsplatz anwesend sein zu müssen, erzählt Buck von dem „Rucksack, den praktizierende Eltern pausenlos mit sich herumschleppen“. Eine Last, die an die persönliche Identität geht. Denn zu Hause sei man Mutter oder Vater, gebe sich entsprechend. „Das ist im Betrieb nicht das Patentrezept.“ Überall gebe es gängige Vorstellung von einem richtigen Erscheinungsbild. „Der Fleck auf der Bluse oder die zotteligen Haare“, die im Alltag mit Kindern normal sind, seien im Beruf fehl am Platz. Außerdem müsse sich der Umgang ändern. „Die Beziehung zum Kind ist eher symbiotisch.“ Gegenüber den Kollegen gelte es hingegen eher, Grenzen zu setzen.

Die Zufriedenheit steigt

Ein weiteres Problem: „Man ist vom betrieblichen Miteinander ausgeschlossen.“ Einfach einmal mit der Kollegin einen Kaffee trinken gehen, sei nicht drin. „Ich war zehn Jahre lang in keinem Kinofilm“, erzählt Buck. Es sei gerade bei Frauen ein Problem, dass sie sich häufig zu Lasten ihrer eigenen Bedürfnisse für die Familie einsetzten. Trotzdem rät sie jedem Elternteil zur Berufstätigkeit. „Die Lebenszufriedenheit berufstätiger Eltern ist nachweislich höher, als die von Eltern, die nicht arbeiten.“ Und natürlich muss niemand ganz auf die Elternzeit verzichten. „Bei Arbeitgebern gilt eine Pause von maximal zwei Jahren als unschädlich“, sagt Antje Buck. Das bedeutet allerdings, dass man bis dahin einen Betreuungsplatz haben muss.