Mülheim. .
Oliver Niewöhner ist zwar Verkehrsplaner im östlichen Ruhrgebiet, aber auch Mülheimer Bürger: Und als dieser mischt er sich nun öffentlichkeitswirksam in die Debatte um die Zukunft der Straßenbahnen in seiner Heimatstadt ein. Niewöhner übergab gestern sein ausgearbeitetes Linienkonzept dem Mülheimer Verkehrsplaner Nummer eins, Roland Jansen. Bus für Bahn? Für Straßenbahn-Fan Niewöhner keine Frage: Straßenbahn hat Zukunft!
Auf eigene Kosten hat er 2500 Faltblätter mit seinem Konzept drucken lassen, er will sie nun unters Volk bringen. Niewöhner wirbt um Unterstützung in der Bürgerschaft, für „mehr Fahrten, mehr Verbindungen“ und ein „besseres Tram-Netz“. Er wendet sich gegen die städtischen Pläne, zwischen Ev. Krankenhaus und Hauptfriedhof, zwischen Hauptfriedhof und Flughafen keine Bahn mehr rollen zu lassen. Die Linie 110 will er nicht stillgelegt wissen.
Niewöhner ist überzeugt von der Zukunftsträchtigkeit der Straßenbahn – weil Diesel für Busse künftig noch teurer werden dürfte, weil Straßenbahnen das deutlich umweltfreundlichere Verkehrsmittel seien. Zwar teste man heute schon Hybridbusse, doch sei unklar, ob die derzeit geförderte Technik sich künftig mal als wirtschaftlich erweise. Besser, meint Niewöhner, die Stadt folge etwa dem Beispiel der Dortmunder Verkehrsgesellschaft DEW21. Sie nutzt für ihren Schienenverkehr ausschließlich Ökostrom und spart so nach eigener Angabe beim Transport von etwa 85 Millionen Fahrgästen jährlich 40.000 Tonnen CO2 ein. Deswegen Straßenbahn, sagt Niewöhner.
Straßenbahn 110 soll bleiben
Was schlägt er vor? Einerseits soll die Straßenbahn 110 weiter verkehren, doch soll sie ab Stadtmitte nicht geradeaus zum Kahlenberg fahren, sondern links in die Leineweberstraße abbiegen und am Kaiserplatz enden. Die Linie 112 soll künftig, aus Oberhausen kommend, nicht am Kaiserplatz enden, sondern durchfahren bis zum Flughafen.
Das Besondere an Niewöhners Konzept ist ein Ringverkehr von Stadtmitte aus über den alten 110er-Linienweg zum Oppspring und von dort über den Kaiserplatz zurück zur Stadtmitte. Vorteil des Ringverkehrs, so Niewöhner, seien neue Direktverbindungen von der Wertgasse, vom Kahlenberg und von der Oberen Saarlandstraße zum Kaiserplatz und umgekehrt. Das berge Potenzial in sich, neue Fahrgäste zu gewinnen.
Für seine Pläne will Niewöhner die Linie 104 aufspalten: Als 104 fährt sie im 20-Minuten-Takt ab Stadtmitte über die Wertgasse, als 114 im 20-Minuten-Takt über den Kaiserplatz. Praktisch entstehe ein Zehn-Minuten-Takt. Jeweils am Oppspring schildert die Linie um, Passagiere müssen zur Weiterfahrt auf dem Ring nicht umsteigen. Das werde insbesondere Wünschen von Senioren gerecht, möglichst bequem und ohne Umstieg zu reisen. Dazu komme, dass die Linien 104, 110, 112 und 114 allesamt die Haltestellen Stadtmitte und Kaiserplatz ansteuerten. Das bringe was für die Innenstadt, so der Verkehrsplaner: „Am Forum aussteigen, in der Stadt einkaufen und mit vollen Tüten am anderen Ende der Schloßstraße wieder einsteigen . . .“
Konzept ist offiziell
Gestern hat Niewöhner sein Konzept offiziell dem Amt für Tiefbau und Verkehrswesen übergeben, auch der Politik will er es nahelegen, im Rat eine Bürgereingabe platzieren. Und schließlich wirbt Niewöhner darum, dass Bürger das ihnen per Gemeindeordnung zustehende Recht nutzen, der Stadt ihre Anregung mitzuteilen, dass Niewöhners Konzept umgesetzt wird.
Das Konzept der Stadt sieht den Ersatz der Straßenbahnlinie 110 durch eine neue Buslinie zwischen Friesenstraße in Styrum und Flughafen vor (über Hauptbahnhof). Die Straßenbahn 104 soll künftig nach der Stadtmitte nur noch die Wertgasse ansteuern, die 112 dafür bis zum Hauptfriedhof verkehren. Zwischen dort und Flughafen soll auch keine Bahn mehr rollen.