Mülheim/Essen. . 101 Tage nach der Sperrung wegen Bergschäden gibt die MVG den U-Bahnhof Mühlenfeld in Mülheim am 2. Februar wieder frei. Die Sanierung hat gut 1,8 Millionen Euro gekostet. Nun soll noch im Wohnumfeld nach möglichen Hohlräumen und Verbruchzonen gebohrt werden.

Nach 101 Tagen macht ab Donnerstagmorgen die U18 wieder Station am Mühlenfeld. Laut Fahrplan sollte die erste Bahn um 4.18 Uhr den unterirdischen Bahnhof, der wegen Bergschadens seit dem 24. Oktober gesperrt war, ansteuern. Die Sanierung hat gut 1,8 Mio Euro gekostet. Nun soll noch im Wohnumfeld nach möglichen Hohlräumen und Verbruchzonen gebohrt werden.

Die Zahlen beeindrucken: 260 Bohrungen haben die Fachleute seit Oktober ins Erdreich unter der U-Bahn-Station gesetzt, um das Bauwerk im Verlauf des auf Grubenbildern nicht verzeichneten, oberflächennahen und schmalen Flözes auf Stabilität zu untersuchen. 3400 Bohrmeter wurden gemacht, bis in eine Tiefe von 30 Metern.

Bohrloch für Bohrloch haben sich die Arbeiter und Ingenieure vorgearbeitet. Um nicht Bewegungen im Untergrund zu provozieren, wurde jedes Bohrloch erst wieder mit Zement verfüllt, bevor das nächste in Angriff genommen wurde. Weil noch weitere Hohlräume auftauchten, verlängerte sich die Baustellenzeit. In Hohlräume wurden 580 m3 Zementsuspension gepumpt. Oberbergrat Dietmar Oesterle verbildlichte am Mittwoch die Dimension: „Damit könnte man drei 80 m2 große Wohnungen bis unter die Decke verfüllen."

Niemand haftbar

Die MVG bleibt auf Kosten von 500- bis 600 000 Euro sitzen, davon eine Viertelmillion als Anteil an den bergtechnischen Arbeiten. Die Bezirksregierung hat bisher weitere Kosten in Höhe von 1,25 Mio Euro zu Buche stehen. Die wird das Land tragen müssen, da für den wilden Bergbau von anno dazumal kein Rechtsnachfolger haftbar gemacht werden kann.

Nicht nur vom Bahnsteig aus hat die Bergbaubehörde bohren lassen, auch schräg unter die Gleisbetten. Mitte Januar waren alle entdeckten Hohlräume verfüllt. Die MVG konnte fortan die Gleisbetten und den Bahnsteig wieder herrichten. Letzterer sah laut Bertram Gröpper, Abteilungsleiter Ingenieurbau beim Verkehrsverbundunternehmen Via, aus „wie ein Nadelkissen“. Auf einer Länge von 100 Metern waren die Bodenplatten übersäht von Bohrlöchern.

Ausfall der U18 war für MVG-Geschäftsführer Leidenszeit

Noch die Nacht durch sollte der U-Bahnhof gestern gereinigt werden. Die MVG hat die Baustellenzeit dazu genutzt, fast alle Schmierereien im unterirdischen Bauwerk zu beseitigen. Bald schon soll die U-Bahn-Station Mühlenfeld einen Aufzug bekommen.

Gewohnt lockeres Mundwerk legte gestern Via-Sprecher Nils Hoffmann an den Tag, freilich schmunzelnd: „Selbst wenn die ganze Welt zusammenbricht – dieses Gebäude bleibt stehen.“ Erleichterung offenbarte MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus, für den der Ausfall der U 18 „eine Leidenszeit“ war.

Die Betriebsunterbrechung auf der viel frequentierten, städteverbindenden Strecke gerade in der Vorweihnachtszeit habe „nicht gut gepasst“. Schienenersatzverkehr war zu organisieren – und zu bezahlen. 500- bis 600.000 Euro für dies und anteilmäßig für die Sanierung bleiben an der ohnehin nicht auf Rosen gebetteten MVG hängen. Wandelenus dankte allen Beteiligten. „Sie haben alles getan, was menschlich möglich war. Bauarbeiter hätten, bis auf wenige Ausnahmen, „rund um die Uhr gearbeitet“.

Für die U-Bahn-Station gibt es Entwarnung. Es läuft eine Recherche, um für die gesamte Strecke der U 18 festzustellen, wo noch Flöze sein könnten. Präventiv will die Bergbaubehörde nun Probebohrungen im nahen Wohnumfeld am Mühlenfeld unternehmen – nördlich der Hingbergstraße, wo ein SWB-Hochhaus steht, auch im Süden, wo der MWB Mietshäuser hält. Bei sechs Bohrungen im Frühjahr 2011 mussten im Bahnhofsumfeld 200 m3 Beton in die Erde gepumpt werden. „Wir sehen uns veranlasst, die Maßnahme weiterzuführen“, so Oesterle. Zwar hätten die informierten Wohnungsunternehmen keine Gebäudeschäden feststellen können. Doch wolle man nun sichergehen, Gefährdungen ausschließen zu können. „Wir wollen sehr schnell damit anfangen.“ Im Moment sei es aber zu kalt, um Beton in die Erde zu pumpen.