Mülheim. .
Vergleicht man die Galerien-Landschaft in Mülheim mit einem Gemälde, so besteht sie fast nur aus weißen Flecken. Der in Düsseldorf ansässige Kunsthändler Gerold Hamé zog am 1. März 2011 in die Räume an der Wallstraße 15. Nach einem Jahr fällt seine Zwischenbilanz zwiegespalten aus.
„Als Galerist und Kunsthändler habe ich mich in meinen Räumen gefunden“, sagt Hamé. Zwar sei er glücklich mit der Lage, „aber leider wird die Galerie in Mülheim noch nicht so gut angenommen.“ Seine Gäste und Käufer kämen aus Essen, Krefeld, Köln oder Düsseldorf. Bislang „ist es mir nicht gelungen, die Mülheimer anzusprechen“.
Schaufenster für den Kunsthandel
Die Galerie ist so etwas wie das Schaufenster für den Kunsthandel, der meist übers Internet läuft. „Meine Räume sind eine adäquate Lager- und Präsentationsfläche und sie dienen mir natürlich als Ausstellungsraum.“ Für Kunden ist das interessant, weil sie nicht nur die Bilder im Original sehen, sondern auch andere Arbeiten betrachten können, die nicht via Internet im Angebot sind. Und wenn Gäste von außerhalb kommen, hört Hamé häufig: „Da haben Sie aber einen schweren Stand, hier ist ja nichts los.“
Künstlerin dabei
Die Ausstellung mit Werken von Giséle Hamé-Diehl wird im Beisein der Künstlerin am Samstag, 25. Februar 2012, 19 Uhr, in der Galerie an der Wallstraße 15 eröffnet. Die Einführung hält Hartmut Heckes. Musikalisch wird die Vernissage begleitet von dem Violin-Duo Reiko Sawata und Gabriele Gräfe mit Werken von Mozart und Spohr.
Dann öffnet er die Schubladen, präsentiert seinen spezifischen Bestand. Darunter, so Hamé, mit 30 expressiven Arbeiten die größte Sammlung von Fritz Ascher, der als Jude im Dritten Reich Malverbot hatte. Wenn es um die Kunst im Exil und die verfemten Künstler geht, ist der Mülheimer Galerist in Fachkreisen ein Ansprechpartner. Auch was das Bauhaus betrifft und die nach vorne blickenden kreativen Köpfe, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Mief aus den Museen vertrieben und die Klassische Moderne wieder aufleben ließen. Wie der Bauhaus-Lehrer Georg Muche, der in Krefeld eine Meisterklasse für Textilkunst an der Textilingenieurschule gründete.
Bilder voller Kraft und Dynamik
Giséle Hamé-Diehl ist eine der wenigen noch lebenden Schülerinnen von Muche. Und als Frau in der Kunst ging sie zur damaligen Zeit einen mutigen Weg. Nicht nur, weil Frauen sich wie überall noch richtig ins Bild setzen mussten, sondern auch, was die Stilarten ausmachte. Denn Giséle Hamé-Diehl entwickelte sich mehr und mehr zum Kubismus hin, „obwohl sie mit Aquarellen angefangen hatte, die sich gut verkaufen ließen“, sagt Gerold Hamé. Und er muss es wissen, denn er ist der Sohn der Künstlerin. Seiner Mutter widmet er die mittlerweile vierte Ausstellung in der Galerie, die am Samstag, 19 Uhr, eröffnet wird.
Es sind Bilder voller Kraft und Dynamik, vielfach geheimnisvoll in dunkler Farbnuancierung gehalten, manche aber auch licht und hell den Blick über den Horizont lenkend. Bilder, die Geschichten erzählen, wenn man sie lässt. Genauso wie Hamé, der in Mülheim weitermachen will. Zum ersten Geburtstag der Galerie wünscht er sich, dass mehr Menschen die Schwellenangst überwinden, reinkommen, Kunst gucken und mit ihm bei einem Kaffee über die Schaffenden und ihr Werk ins Gespräch kommen. Ohne zu kaufen.