Mülheim. . Eberhard Ross hat es geschafft: Der Mülheimer Künstler ist international im Geschäft. Seine Bilder sind unter anderem in Kanada, England und Österreich zu sehen, Galeristen in etlichen Städten vertreten ihn. Bis zu diesem Punkt war's ein weiter Weg. Und jede Menge Arbeit.
International im Geschäft zu sein – das können sich die meisten Künstler nur in den kühnsten Träumen ausmalen. Eberhard Ross hat es geschafft. „Das Jahr startet gut“, freut er sich.
Gerade hat der Mülheimer Künstler eine Mail von seiner englischen Galerie erhalten: „Sie hat auf der London International Art Fair einen Mordserfolg gehabt mit meinen Arbeiten.“ Glücklich ist er darüber, „dass es dort von Jahr zu Jahr besser läuft“. Neben London wird der 52-Jährige von Galeristen in Toronto (Kanada), Wien (Österreich), Essen, Frankfurt und Heidelberg vertreten. Vielfach sind seine Bilder auf Ausstellungen unterwegs.
Bodenhaftung bewahren
Das war nicht immer so. Akribisch im wahrsten Sinne der Tat hat sich der nachdenkliche Mann in seinem Atelier im Hinterhof der Kirchstraße vorgearbeitet. Ruhm, sagt Ross, sei in der Szene zwar wichtig, „aber Umsätze gehören dazu wie auch ein bisschen Glück“. Nicht zuletzt „muss die Arbeit stimmen“. Ross ist keiner, der die Nase hoch trägt und den Kopf in den Wolken hat, sondern einer, der sich die Bodenhaftung bewahrt hat. Wenn man ihn nach der Zukunft fragt, wünscht er sich, „dass ich gesund bleibe und meine Arbeit machen kann.“
Und er werkelt, als gelte es, einen Marathon zu gewinnen. Nach den Vorbildern aus den Naturwissenschaften betreibt er so etwas wie Feldforschung mit künstlerischen Mitteln. Den Mikrokosmos organischer Formen, wie man sie überall in der Natur findet, übersetzt er in ein System aus Linien und Strukturen, arbeitet dabei mit Geraden und Ungeraden. Mit dem Storchenschnabel, einem zahnmedizinischen Geräte, ritzt er akribisch Strukturen in Schichten von Farbflächen. So entstehen kleinste Formen und Geflechte, die an Gesetzmäßigkeiten von Formeln erinnern. Das muss schnell gehen, denn innerhalb von 24 Stunden entsteht ein Film auf der Ölfarbe.
Abstraktion bevorzugt
Ross bevorzugt die Abstraktion, „weil ich damit mehr erzählen kann als mit der Figuration“. Und: „Es sind die Zwischenräume, die mich interessieren.“ Da, wo die Stellen energetisch werden. Zeugnis davon geben die „Speicher-Bilder“, als würden sie von innen leuchten. Vielleicht war diese Ausstrahlung ein Grund für ein Musiklabel, damit Jazz-CDs, u.a. von Jan Garbarek und Chick Corea, zu gestalten.
Schon seit langem ist Eberhard Ross den Prozessen der Natur und des Wachstums auf der Spur, um sie zu erkunden und für seine Kunst zu adaptieren, auch mit Unterstützung wissenschaftlicher Institute. „Das ist ein Riesenfeld“, sagt der Künstler. „Um das abzuarbeiten, weiß ich jetzt schon, dass ich dafür nicht alt genug werde.“ Da muss Ross um einige Zentimeter gewachsen sein, als ein Forscher des Max-Planck-Institutes ihm sagte, dass die Aufnahmen unter dem Elektronenmikroskop so aussehen wie seine Bilder.
Institutionen erhalten
Ein Phänomen sind Flugmuster von Vogel-Schwärmen. Nach Fotos entstehen Gemälde, die ihrer Vorlage täuschend ähnlich sehen. Von diesem variierten Motiv schwärmen so einige in der Weltgeschichte herum. Ein Schwarm befindet sich in der Sammlung des Mülheimer Kunstmuseums, erworben 2008 vom Förderkreis. Nach den Werkreihen der Schwärme, Speicher und der Organischen Geometrie ist jetzt neu die Fotografie hinzugekommen. Natürlich mit Aufnahmen aus der Natur.
Nicht von Natur aus stellt sich der Erfolg ein, davon ist Eberhard Ross überzeugt. „Dabei ist die Arbeit, die ein Museum mit Künstlern macht, unglaublich wichtig.“ Ausstellungen und Kataloge „haben mir so viele Türen geöffnet“. Es sei auch keine Selbstverständlichkeit, dass Künstler wie in Mülheim jedes Jahr eine Ausstellung im Kunstmuseum bekämen. „Es ist wichtig, diese Institutionen zu erhalten.“
Bei der aktuellen Jahresausstellung Mülheimer Künstler (bis 26.2.) ist Eberhard Ross auch vertreten. Erstmalig sind seine Fotoarbeiten im „Werkraum24“ von Peter M. Rytz an der Semmelweisstraße 24 vom 28. September bis 26. Oktober zu sehen. Aus Berlin stammend, ist der Künstler Rytz zum ersten Mal bei der Ausstellung dabei.