Oliver Jordan malt temporeich und kämpferisch, will die Betrachter aber zum Innehalten anregen. In der Mülheimer Galerie Fox zeigt er seit Samstag neue Arbeiten.

Zwischen Fechten und Flanieren bewegt sich Oliver Jordan, wenn er malt. Die Hand lässt er niederfahren auf die Leinwand, mit kräftigen, schnellen Bewegungen, während sein Geist „spazieren geht“ und den eigenen Ausdruck, das eigene Schönheitsbild hinterfragt. Das Ergebnis sind intensive Porträt- und Landschaftsgemälde, die auch ihre Betrachter entschleunigen sollen. Aktuell zeigt der Künstler in der Galerie Ricarda Fox neue Arbeiten aus seinem Atelier in der Bretagne und bisher noch nicht Gezeigtes aus seinem Kölner Atelier.

Nah an der Leinwand bleibt das Ganze verborgen: Die Pinselstriche im fingerdicken Farbauftrag sieht der Betrachter da, Farbflecken und -knubbel, die auch nach Monaten noch nicht ganz trocken sind. „Chaos“, nennt Oliver Jordan das selbst. Doch das löst sich auf, wenn man zurücktritt, mehr Abstand zwischen sich und das Gemälde bringt. Dann werden aus Flecken Formen, die Farbknubbel setzen sich zu einer Weinrebe zusammen, und das Motiv entfaltet sich: eine idyllische südfranzösische Landschaft.

Doch dann sieht man auch, was die malerische Szene stört: Kerben sind die Farbe geschlagen, wie Narben ziehen sie sich durch das Bild mit dem Titel „Für Camus“, durch alle Gemälde.

Verschiedene Ebenen der Kunst Oliver Jordans sind dies, auf die man sich einlassen, die man sich erarbeiten muss. „Wir sind im rasenden Stillstand“, sagt Jordan und beschreibt damit eine Gesellschaft, die ständig durch die Gegend hetzt und doch nirgendwo ankommt. Mit seinen Werken will er die Menschen zum Innehalten bringen und zum Nachdenken.

Mit Messer und Maurerkelle bearbeitet er seine Gemälde, ein fest gewalttätiger Akt ist dieses Wegnehmen der Farbe, für ihn „wie eine kleine Todeserfahrung als Übung“. Doch letztlich zerstöre man „nichts am Bild, sondern nur die Erwartung, wie Malerei auszusehen hat“ – die der anderen, aber auch die eigene. Wobei er betont: „Ich habe nichts gegen Schönheit. Man muss sie nur durchlüften. Das Schönheitsbild hinterfragt er, findet auch im Zerbrochenen Schönheit.

Das zeigen auch die zahlreichen Porträts – gemalte wie skizzierte – der kürzlich verstorbenen Sängerin Amy Winehouse, die neben anderen bekannten Gesichtern in der Ausstellung vertreten sind. Einige inspirierten Jordan selbst, andere beauftragten den renommierten Porträtmaler. „Nichts ist bei mir statisch“, betont der Beuys-Schüler, und dass er Dinge gern „gegen den Strich bürstet“. Denn nur so würden Motive, Dinge für ihn interessant.

Ausstellung läuft bis zum 25. November


Die Ausstellung heißt so wie der Künstler: Skizzen, Porträt- und Landschaftsgemälde von Oliver Jordan sind in der Galerie Ricarda Fox zu sehen. Eröffnet wurde die Schau am Samstagmittag, sie läuft noch bis zum 25. November. Öffnungszeiten der Galerie an der Liverpoolstraße 15 sind dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 12 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung: Tel. 37 877 34 oder E-Mail an info@galerie-fox.de