Mülheim. .
Frieren muss Manuel bei minus 12 Grad in der Nacht nicht. Auch wenn er zurzeit keine eigene Wohnung hat. Der 33-Jährige übernachtet in der Broicher Notschlafstelle. So lange, „bis ich wieder was Eigenes hab.“ Der wohnungslose Mülheimer wird aufgefangen – durch ein Netz an Angeboten von Kirchen, Stadt und Diakonie. Durch dieses gut funktionierende Hilfesystem bleibt die Zahl der Obdachlosen in Mülheim seit vielen Jahren konstant – und gering.
Harald Leuning weiß, wo er sich umschauen muss, wo Menschen ohne festen Wohnsitz schlafen könnten. „Zum Beispiel am Ruhrufer oder unter der Nordbrücke“, sagt der Streetworker. „Doch bisher sehe ich niemanden auf der Straße, der dort nächtigt.“ Gerade bei diesen extremen Temperaturen läuft der Streetworker durch die Stadt, spricht obdachlose oder bettelnde Menschen an und erkundigt sich nach ihren Schlafplätzen. Selbst durch diese intensive Sozialarbeit lasse sich nicht sicherstellen, ob jemand draußen schlafe. „Wenn jemand nicht in eine Unterkunft möchte, kann man ihn schwer zwingen.“ Doch: „Kälteopfer“ gab es bislang keine – und das schon seit vielen Jahren nicht. Von insgesamt 16 Plätzen in der Notschlafstelle für Männer seien zurzeit acht belegt. „Das ist aber auch an wärmeren Tagen der Fall“, weiß Peter Sommer, Gruppenleiter der Zentralen Wohnungsfachstelle der Stadt. Er ahnt warum: „Viele planen für den Winter vor und suchen sich Schlafplätze, andere ziehen weiter in Nachbarstädte.“ So gebe es nur einen kleinen Kreis, der regelmäßig „Platte“ mache. Die meisten von ihnen leben in unsicheren Wohnverhältnissen.
Erweitertes Hilfsangebot
„Trotzdem sollte jeder Bürger auf Menschen ohne Unterkunft achten und notfalls die zentrale Beratungsstelle des Diakonischen Werks anrufen“, appelliert Andrea Krause, Leiterin der Ambulanten Gefährdetenhilfe der Diakonie. In dieser gibt es Hilfe für wohnungslose Frauen und Männer, eine Krankenpflege, Kleiderkammer, Teestube, Angebote zur Tagesstrukturierung oder die Möglichkeit, ins Betreute Wohnen einzuziehen. An der Auerstraße 49 gibt es auch warme Mahlzeiten für Menschen ohne Unterkunft. „Etwa 30 Mittagessen geben wir täglich aus“, sagt Krause.
Solange das Thermometer Minusgrade anzeigt, erweitern Diakonie und Stadt zudem die Hilfsangebote: So bleibt die Teestube auch am Wochenende von 10 bis 14 Uhr offen, die städtischen Notschlafstellen haben dann auch nach 8 Uhr für die Menschen geöffnet.
Manuel ist froh, dass er rund um die Uhr im Warmen verbringen kann. Nachts schläft er in der Notschlafstelle, den Tag über wärmt er sich in der Teestube auf. Und das schon seit Anfang Januar. „Davor hatte ich ein Zimmer bei Freunden.“ Durch „Eigenverschulden“ rutschte er vor etwa zwei Jahren in die Arbeits- und Wohnungslosigkeit. In die Zukunft blickt Manuel aber positiv: „Bald bin ich im Betreuten Wohnen.“ 18 Monate kann er dort bleiben und wird auf ein Leben in den eigenen vier Wänden vorbereitet. Vielleicht klappt’s dann auch wieder mit einem Job.