Mülheim.

Fritz Eckenga spielte im Rocktheater N8chtschicht und als philosophierender Bademeister stets mit dem proletarischen Charme des Ruhrgebiets. Zwischendurch ging sogar der Dichter mit ihm durch. Lässig, bissig und bisweilen pointiert präsentierte sich der wortreiche Fußball-Freund und Zeitgeist-Beobachter jetzt mit seinem neuen Programm „Alle Zeitfenster auf Kippe“ vor vollem Haus in der Stadthalle Mülheim.

Der 1955 in Bochum geborene Eckenga gehört seit vielen Jahren zu den kabarettistischen Urgesteinen des Reviers. Genauso wie sein Kollege Frank Goosen schaut er mit distanziertem Wohlgefallen in die Niederungen der Kleinbürger seiner Region, kernigen Kämpfern mit den Tücken des nicht immer einfachen Alltags. Denn auch Fritz Eckenga ist ein Sprössling des Landes zwischen Dortmund und Duisburg und seiner kulturellen und sprachlichen Milieus, aus denen er in seinen unterhaltsamen Vorträgen und Anekdoten spitzfindig und mit viel Körpersprache sehr ausgiebig zu schöpfen weiß.

Auf der Bühne stehen: ein Tisch, ein Stuhl, ein Barhocker und daneben ein goldener Mantelständer. Noch bevor Eckenga auf die Bühne kommt, lernt das Publikum seine Assistentin Sandra kennen, einen Automaten mit schöner Frauenstimme, den er einer Tankstelle abgeworben hat. Und zwar bei seiner sorgfältig eingeübten Nummer „Keine-Karte-Keine-Punkte-Nur-ne-Quittung“ gegen die verhassten Sammelkarten des ADAC, bei der Sandra an der Kasse aber noch schneller war.

"Na dann schönen Tach noch"

Eckenga ist drahtig und sportlich, wirkt wie der Spielertrainer eines trinkfesten Zechenstaub-Teams der Siebziger und ist die fleischgewordene Schnoddrigkeit des Revier-Kumpels von einst und heute. Aufregen kann er sich über Geräuschbelästigungen wie das ewige „Na dann schönen Tach noch“, das ihn als Nachruf schon morgens an der Bude verfolgt wie damals als Lehrjunge das ewige „Mahlzeit“ der Kollegen, das sogar auf dem Klo nicht zu vermeiden war. Er erinnert sich an den Geruch der alten Bahnhöfe, an Altöl, Kippen und Pommesfett, an „Pissrinnen mit Gleisanschluss“.

Fritz Eckenga berichtet über die Angst der Vegetarier vor den Sprossen („ich habe auf dem Wochenmarkt damals immer Pommes gekauft“), von Macht und Sex und Strauss-Kahn und immer, immer wieder über Fußball. „Eine Festplatte, von der ich nichts gelöscht kriege“, sagt der ewige Fußballfan, vor allem nicht „die drei Jahre von Borussia Dortmund zwischen 1972 und 1975 in der Zweiten Liga“. Und wer ihm nicht glaubt, der sollte zumindest seinen Erfahrungen vertrauen: „Ich habe alles mit ,meiner’ eigenen Augen gesehen.“

Dass der sturmerprobte Held auf den Bühnen des Reviers seine Liebe zum Fußball auch dichterisch vertont, dafür lieferte er eine schöne Kostprobe von der letzten Weltmeisterschaft, vom Spiel Kamerun gegen Dänemark: „Ich hatte gerade nichts zu tun, da hielt ich zu Kamerun. Doch die waren gar nicht so stark, da hielt ich zu Dänemark.“ Viel Beifall für Fritz Eckenga.