Er hat seine Wurzeln an der Alleestraße 36 in Bochum, in einer Gegend, durch die der Bücherbus mit verdeckten Scheiben durchrausche – einer Gegend, „die es in Mülheim, der wohlhabendsten Stadt im Ruhrgebiet, nicht gibt“. Und doch: Im Mikrokosmos Ruhrpott hat Frank Goosen überall ein Heimspiel.

Auch in der prall gefüllten Mülheimer Stadthalle, wo er am Mittwochabend sein neues Programm „Radio Heimat“ über den Äther schickte.

Tabus kennt der im Abstiegskampf erprobte Bochumer keine, dem Charme seiner detailverliebten Nostalgie-Wahrheiten über den Menschenschlag in der geliebten Heimat nimmt es dabei nicht einen Hauch durchdringender Wärme. Wer Goosens Erzählung in Siggis Kneipe folgt, dem Treff der 80er für französisch-geplagte Gymnasiasten am Bochumer Westring, ist mitten drin im Nostalgiegeschehen. Da, wo die Wirtsfrau morgens noch kopfüber in ihren standhaft-gestärkten weißen Kittel stürzen kann. Dort, wo als Kreismeister gilt, wer es schafft, mit seinen Strichen den Deckel zu umrunden. Wo es klare Ansagen gibt: „Mach ma vier Bier, vier Asbach, drei Frikas und ein’ Jungferntraum!“ – wie die lange Bockwurst frivol getauft ist.

Goosen versucht sich dem zu nähern, was Heimat ist zwischen Emscher und Ruhr. Theo, der Schrebergarten-Nachbar, hat’s damals schon auf den Punkt gebracht: „Hier! Wo man das Schönsaufen erfunden hat.“ Goosen würde es anders sagen, hat es vergeblich auch den Machern von Ruhr.2010 als Motto fürs Kulturhauptstadtjahr angedient: „Anderswo ist auch scheiße!“

Das Konzept „Heimat“ zog sich durchs Programm. Das war kurzweilig, weil Goosen die Lesung und Plauderei perfekt portioniert. Wie würde der Kabarettist selbst sagen? War dat schön, die Scheiße!