Mülheim. Am 5. Mai startet das Klavier-Festival Ruhr. Mülheim darf sich auf sechs Auftritte interessanter Pianisten freuen.
Die Freunde des Klavier-Festivals Ruhr sollten sich den kommenden Samstag schon mal im Kalender unterstreichen: Dann beginnt der Vorverkauf für das insgesamt 64 Konzerte umfassende Pianistentreffen im Revier (5. Mai bis 14. Juli). Welche Künstler wo und wann zu sehen, vor allem aber zu hören sein werden, verrät bereits teilweise das Internet (www.deutschland-tickets.de/er/klavier-festival_ruhr/) , was sie spielen, will Festivalleiter Franz Xaver Ohnesorg erst am kommenden Freitag, 20. Januar, bekannt geben. Für sechs Konzerte ist die Stadthalle jedenfalls fest gebucht.
Den Mülheimer Reigen eröffnen das Ehepaar Robert Levin/Ya-Fei Chuang und die Mezzosopranistin Eva Vogel. Alle drei traten bereits mehrfach beim Klavier-Festival auf: Erinnert sei an die vielen Vorträge des Pianisten, Musiktheoretikers und Mozartforschers Levin oder an den Liszt-Abend, den er 2011 mit Chuang in Hünxe gab. Die Mezzosopranistin Eva Vogel debütierte 2005 beim Klavier-Festival Ruhr, ihr Partner am Klavier war damals Irwin Gage, der berühmte amerikanische Liedbegleiter. Man darf gespannt sein, was die Drei bei ihrem Auftritt am 7. Mai vortragen werden.
Großer Klavierabend
Fulminant, sensationell, umjubelt – Fachpresse und Publikum überschlugen sich nach dem Konzert, das die damals 21-jährige Yuja Wang 2008 bei ihrer Festivalpremiere in Bottrop gab. Ligeti, Chopin, Rachmaninow, Skrjabin, Bartók und Ravel standen auf dem Programmzettel. Wang wurde 1987 in Peking geboren, zog später nach Philadelphia und lebt heute in New York. Ihre Diskographie umfasst unter anderem Werke von Chopin, Strawinsky, Brahms, Ravel, Scarlatti und Rachmaninov. Ob sie Ravels 75. Todesjahr zum Anlass nimmt, ihm erneut die Reverenz zu erweisen? Oder nimmt sie Claude Debussys 150. Geburtstag zum Anlass, uns einen anderen Franzosen vorzustellen? Ihr Konzert ist am 10. Mai.
Konzerte im Revier und anderswo
Das Klavier-Festival Ruhr ist aus dem 1989 gegründeten Bochumer Klaviersommer hervorgegangen. Bis 2010 wurde es vom Initiativkreis Ruhrgebiet, einem Zusammenschluss von fast 70 Unternehmen, gefördert. 2011 übernahm die Stiftung Klavier-Festival Ruhr das Sponsoring.
Konzerte gibt es in vielen Städten im Ruhrgebiet – zum Beispiel 20 in Essen, acht in Duisburg, sieben in Dortmund, sechs in Mülheim, vier in Bochum – , aber auch darüber hinaus, wie etwa in Düsseldorf. Am 2. Juni gibt auch ein Konzert im westfälischen Schloss Rheda, Wohnstätte des zum Gründerkreis der Stiftung gehörenden Maximilian Erbprinz zu Bentheim-Tecklenburg. Oberhausen war dagegen niemals Konzertort.
Eintrittskarten für alle Festival-Konzerte gibt es ab Samstag, 20. Januar, unter anderem im NRZ-Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3.
Der rumänische Pianist Radu Lupu war zuletzt vor vier Jahren in der Stadthalle zu hören. Es war ein bewegender, ein großer Klavierabend mit frühem Beethoven und spätem Schubert. Lupu, der in diesem Jahr 67 wird und dessen Karriere schon 40 Jahre zählt, liebt die großen deutschen Komponisten der Klassik und Romantik. Was sich übrigens auch in seinen vielfach preisgekrönten Einspielungen widerspiegelt. Bei Decca erscheint seit 2010 eine Werkedition. Lupu ist am 21. Mai zu erleben.
Beethoven- und Schubert-Interpret
Internationale Anerkennung erfährt seit Jahrzehnten auch der US-Amerikaner Stephen Kovacevich. 1940 in San Pedro geboren, ging er mit 18 Jahren nach London, um dort bei Myra Hess zu studieren. Vor allem als Beethoven- und Schubert-Interpret hat sich der heute 71-Jährige einen Namen gemacht. Aber auch Werke von Komponisten der frühen Moderne – Bartok, Berg, Strawinski – spielt er immer wieder in seinen Konzerten.In der Stadthalle ist er am 19. Juni zu hören.
Internationale Anerkennung
Pierre-Laurent Aimard ist dem Festival seit Jahren verbunden. Bereits im Alter von 15 Jahren begann der 1957 geborene Franzose seine Karriere. Sen Repertoire reicht von der Klassik bis zur zeitgenössischen Musik. Sein „Spezialgebiet“ ist die Moderne, wozu nicht nur so bekannte Giganten wie Karlheinz Stockhausen, György Ligeti und György Kurtág zählen, er fördert auch Nachwuchskomponisten wie George Benjamin und Marco Stroppa. Ob wir uns auf einen Abend mit Werken seines vor 20 Jahren verstorbenen Landsmanns Olivier Messiaen freuen dürfen? Wir begehen in diesem Jahr aber auch den 100. Geburtstag und 20. Todestag von John Cage. Aimard spielt am 5. Juli.
Last but not least ist András Schiff zu nennen. Mit den Interpretationen der Werke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann und Bartók hat er internationale Anerkennung erworben. Der 58-Jährige ist alles andere als ein der Welt abgewandter Künstler: In der Washington Post veröffentlichte er im Januar 2011 einen Text, in dem er einen grassierenden Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus in Ungarn beklagte. Daraufhin brach dort ein Sturm der Entrüstung los. Der Publizist Zsolt Bayer hetzte in der Tageszeitung Magyar Hírlap gegen Schiff auf übelste Art. Der beschloss daraufhin, nicht mehr in seinem Heimatland aufzutreten. In Mülheim spielt er am 13. Juli.