Mülheim. .

Zumindest mit einem leichten Wachstum rechnet die Mülheim & Business GmbH in diesem Jahr. Keineswegs pessimistisch sei man, als leicht gedämpft beschreibt der Sprecher der regionalen Wirtschaft und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Lison die Stimmung zu Beginn des Jahres, nach dem zuletzt kräftigen Aufschwung. Er sieht darin auch die Stärke des hiesigen Mittelstandes neben den Platzhirschen wie Siemens gespiegelt. Die Auftragsbücher der Unternehmen seien noch gut gefüllt, im Schnitt sei die gute Lage bis Mitte des Jahres sicher.

Zuversichtlich äußert sich auch die Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, und rechnet mit einem deutlichen Anstieg der für die Stadt so wichtigen Gewerbesteuer. Als nicht typische Ruhrgebietsstadt erlebte Mülheim hier einen deutlichen Einbruch im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen. Das, so die OB, werde sich umkehren.

Optimale Standort- und Entwicklungsbedingungen bieten

Für den Chef der Mülheimer Wirtschaftsförderung, Jürgen Schnitzmeier, hat sich in den vergangenen zwölf Monaten nicht allzu viel verändert – und das sei auch gut so. Die Arbeitslosigkeit blieb im Vergleich auf niedrigem Niveau, die Auftragslage sei gut, die Gründerszene aktiv, die Kaufkraft hoch und die Stimmung im Handel wie in der Industrie und im Dienstleistungssektor positiv.

All das, so Schnitzmeier, sei letztlich die Voraussetzung dafür, dass Wohlstand und Lebensqualität in einer Stadt erhalten blieben. Mit Sorge nimmt der Wirtschaftsförderer wahr, dass sich hin und wieder Widerstand gegen die Ansiedlung von Arbeitsplätzen richte. „Dass Arbeitsplätze auch mal für die Umgebung Belastung bedeuten können, gehört dazu.“ Wichtiges Ziel von Wirtschaftsförderung, Stadtverwaltung und Rat müsse sein, so Schnitzmeier, den Unternehmen optimale Standort- und Entwicklungsbedingungen zu bieten.

Suche nach Fachkräften bleibt die größte Herausforderung

140 Anfragen nach Immobilien und Grundstücken erhielt Mülheim & Business im vergangenen Jahr, es ging um An- oder Umsiedlungen, um Erweiterungen. Zu den erfreulichen Ergebnissen gehören die Ansiedlung der Hauptverwaltung des Modehauses van Drathen, die von Ratingen zur Kölner Straße in Mülheim wechselte, oder auch die Ansiedlung des Meducation Center oder die Ansiedlung der Garten- und Landschaftsbauer Daniel Jansen GmbH.

Die Suche nach Fachkräften bleibt die größte Herausforderung, die ungeahnte Dimensionen erreicht. Lison verweist auf eine aktuelle Studie der Industrie, die allein in den Monaten von Januar bis Oktober einen Mangel von 178 000 Fachkräften ausmacht. In dem Zusammenhang nennt er es einen „Segen“, dass Mülheim die technisch ausgerichtete Hochschule erhalten hat. Zugleich plädiert er für eine viel stärkere und frühere Hinwendung zu technischen und naturwissenschaftlichen Fächern. Inzwischen haben die Unternehmen im Kampf um Fachkräfte auch den Wert einer guten Kinderbetreuung erkannt. In Mülheim wie in ganz NRW sieht es dabei schlecht aus. Die Städte decken den Bedarf bei weitem nicht.

Neuer Schwung

Und die Betriebe? Siemens gilt mit seinem Betriebskindergarten als vorbildlich, ist aber die große Ausnahme. „Es geht dabei nicht nur ums Geld, sondern auch um die Genehmigungshürden, die viel zu hoch sind“, kritisiert Lison. Mülheim & Business will nun in Heißen und im Rhein-Ruhr-Hafen mit den Unternehmen versuchen, die Quartiere familienfreundlicher auszurichten.

Ein großes Thema bleibt auf Jahre der Umbau und die Stärkung der Innenstadt. Auch deren Zustand und Angebot sei, so Schnitzmeier, ein wichtiger Standortfaktor. Mit der wiedererstarkten Werbegemeinschaft spürt Mülheim & Businness neuen Schwung und gibt sich zuversichtlich. Auch die Verhandlungen mit möglichen Investoren für den Kaufhof liefen noch. Man gibt sich hoffnungsfroh.