Mülheim. .

Die Zuversicht bleibt, wenn auch nicht mehr in dem großen Ausmaß wie zuletzt. Bei einer aktuellen Umfrage der Arbeitsgemeinschaft „Arbeitgeber Ruhr“ zur wirtschaftlichen Lage gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sie in den nächsten sechs Monaten weiterhin mit guten oder gar noch besseren Geschäften rechnen.

Und 65 Prozent der Befragten glauben, dass sich ihr Inlandsgeschäft auf gutem Niveau hält, wenn nicht gar besser wird. Vor Jahresfrist lag der Optimismus allerdings noch jeweils um zehn Prozentpunkte höher.

300 Unternehmen mit rund 100.000 Beschäftigten, darunter zahlreiche Betriebe aus Mülheim, haben sich an dem aktuellen Konjunkturbarometer beteiligt. Danach zeichnen sich vor allem drei Dinge ab: Die Unternehmen sind verunsichert, Signale für eine Rezession sind nicht erkennbar und die Wachstumsdynamik gegenüber 2011 wird nachlassen.

Abkühlen der Wirtschaft spürbar

Erste Anzeichen für das Abkühlen der Wirtschaft zeichneten sich bereits in den Auftragsbüchern ab: Zwar gaben zwei Drittel der Unternehmen an, dass sie im zweiten Halbjahr 2011 bessere oder gleich bleibend gute Ergebnisse einfahren konnten, doch vor einem halben Jahr lag deren Anteil noch bei fast 80 Prozent. Auch die Planungen für Investitionen gehen zurück.

„Die Ergebnisse sind angesichts des schwierigen internationalen Umfeldes sicherlich grundsätzlich zufriedenstellend. Aber es gibt erhebliche Zukunftsrisiken. Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen, sondern wir müssen unsere Hausaufgaben am Industriestandort Ruhrgebiet anpacken. Dazu gehört zwingend eine bessere Kooperation der Städte im Ruhrgebiet, weil man nur gemeinsam stark ist“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbandsgruppe, Wolfgang Schmitz, mit Blick auf das Konjunktur-Barometer.

Fachkräftemangel bereitet Sorgen

Zwei große Sorgen treiben die Unternehmer auch 2012 um: der Fachkräftemangel und die unzureichende Kinderbetreuung. Auf die nächsten drei Jahre betrachtet sehen 40 Prozent der Firmen einen Fachkräftebedarf. Doch schon jetzt konnte rund ein Sechstel der Unternehmen branchenübergreifend die Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen.

Um die benötigten Fachkräfte in Zukunft überhaupt noch zu bekommen, müssten auch die Rahmenbedingungen für die Familien stimmen, so Schmitz: „Die Stärkung der Kindergärten und Schulen muss hierfür oberste Priorität haben. Dass wir im Ruhrgebiet in Sachen Betreuungsplätze für Kinder die rote Laterne und ebenso die größte Anzahl von jungen Menschen haben, die nach der Schule als nicht ,ausbildungsfähig’ gelten, wird sich massiv auf den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet auswirken.“ Schmitz fordert ein schnelles Eingreifen der Politik.