Mülheim. .
Mülheim ist nicht gerade ein Ort für „Backflips“ oder „Flip Whips“. Rampen für Räder sucht ein Dirt-Bike-Fahrer hier vergeblich.
Das sollte sich ändern, dachte sich Christian Kowalzik, als er im Sommer 2011 mit Unterstützung des Mülheimer Sportbundes (MSS) begann, eine Dirt-Bike-Anlage am Tourainer Ring zu bauen. Mit Schaufel, Bagger und viel Muskelkraft formt, klopft und planiert der 21-Jährige gemeinsam mit freiwilligen Helfern 700 Tonnen Erde zu einer Strecke mit Schanzen und Rampen. Kommenden Sommer sollen die ersten Räder auf dem Trail rollen.
„Backflip no hand“
Den freihändigen Rückwärtssalto springt Christian am liebsten. „Backflip no hand“, nennt er das. Nur neun Anlauf-Sprünge hat er gebraucht, um das Kunststückchen zu beherrschen. Denn der 21-jährige Dirt-Biker liebt seinen Sport und fährt bei schönem Wetter täglich. Er springt mit dem Rad über Rampen, dreht sich kopfüber in der Luft, streckt die Arme aus – und landet wieder auf den Reifen. „Meistens zumindest“, lacht er. Der Trendsport ist eben nichts für Angsthasen. „Man muss sich nur trauen.“
Aufs Dirt-Bike sattelte Kowalzik vor sieben Jahren um. Und erklärt dem Laien, wo der Unterschied liegt: „Ein Dirt-Bike ist ein Mountainbike mit kleinerem Rahmen.“ Bestens geeignet zum Springen.
Möglichkeiten abzuheben, gab es in Mülheim jedoch kaum. Als er vor anderthalb Jahren von Magdeburg ins Ruhrgebiet zog, um seine Ausbildung zum Produktdesigner zu beginnen, war er zunächst enttäuscht. „Es gab keine vergleichbare Strecke wie bei uns in Magdeburg“, erinnert er sich. „Klar, ist ja auch eine Nischensportart.“ Daher: „Bin ich auf die Idee gekommen, eine eigene Strecke zu bauen.“ Unterstützung bekam er vom MSS und Sponsoren, die das Vorhaben finanzieren.
Prellungen kommen vor
Seit er 15 Jahre alt ist, wirkt Christian Kowalzik am Bau der sogenannten M-Trails mit. Schließlich liegt die Radstrecke nur 200 Meter von seinem Elternhaus in Magdeburg entfernt – dort baute er bereits mit. Nun könnte man Christian als Vorarbeiter für die Mülheimer Strecke bezeichnen. Er weiß, wie die Abstände zwischen den Tables (Rampen) und die Absprünge je nach Schwierigkeitsgrad aussehen sollen. 3.000 Quadratmeter gilt es zu bearbeiten. Bei Regenwetter wird das schwierig, die Strecke zu matschig. „Erst im Frühjahr werden wir weiter bauen können.“ Wann die Strecke fertig wird, hänge aber auch vom Einsatz der Helfer ab. Die akquiriert er über Soziale Netzwerke wie Facebook, aber auch über das AZ oder den Sportbund. Geplant ist nämlich auch eine Anfänger-Line. „Auf dieser kann jeder erste Sprünge üben.“
Ein Helm ist dabei Pflicht. Denn Kratzer, Prellungen oder Schürfwunden kommen beim Dirt-Bike-Fahren öfter vor. „Wenn man anfängt, zu viel nachzudenken, wird man unsicher – und stürzt“, erklärt Christian. Daher muss man sich zwar konzentrieren, den Kopf aber trotzdem ausschalten.“ Bis auf einige Prellungen sei ihm bisher aber nichts passiert.
Schon bald zieht Christian Kowalzik nach Essen um. Dort gibt es bereits größere Anlagen für Dirt-Bike-Begeisterte. Doch zum Fahren will der 21-Jährige trotzdem nach Mülheim kommen – auf der selbst gebauten Strecke fliegt man eben am weitesten.