Mülheim.

Kerzen haben immer Saison – aber vor allem die Advents- und Weihnachtszeit wäre ohne echte Kerzen nur halb so besinnlich. In Mülheim gibt es eine echte Kerzenmanufaktur, in der hochwertige Wachserzeugnisse komplett in Handarbeit entstehen. 10 000 handgegossene Kerzen verlassen jährlich die Fliedner-Werkstätten in Selbeck. 18 Menschen mit Behinderungen sind dort allein in der Kerzen-Manufaktur beschäftigt.

Anna Hinze ist eine davon, und mit viel Engagement bei der Arbeit. Ihre Spezialität: Weihnachtskerzen, die wie rote, spitze „Nikolausmützen“ aussehen, „Bommel“ und Krempe bestehen aus weißem Bröckelwachs. 30 davon schafft Anna Hinze am Tag, die roten Kegel werden zuvor von ihren KollegInnen aus heißem Wachs gegossen.

Niemand darf das Design kopieren

Etwa 3000 der Niko-Kerzen verlassen die Werkstatt im Jahr, noch 100 sind es von den übergroßen Exemplaren. Für ihre „Nikos“ haben die Fliedner Werkstätten Geschmacksmusterschutz angemeldet, das heißt, das niemand das Design kopieren darf. Eine einzigartige Weihnachtskerze, die, ähnlich wie die „Kerzenengel“, jeder Adventstafel das gewisse Etwas verleihen dürften.

Der Jahreszeit entsprechen auch die festlichen „Schneeballkerzen“ – runde Gebilde, verziert mit bröckeligem Wachs, auf dessen unebener Oberfläche sich das Kerzenlicht so schön spiegelt.

Gruppenleiter mit einer sonderpädagogischen Zusatzausbildung sorgen in der Werkstatt dafür, dass jeder Mitarbeiter einen Arbeitsplatz vorfindet, an dem er nach seinen Fähigkeiten tätig werden kann. Neben den weihnachtlichen Kerzen gibt es auch ein Sommerprogramm mit LandhausKerzen oder Fackeln, die ausschließlich im Freien verwendet werden dürfen. Alle Kerzen, die aus der Selbecker Manufaktur kommen, sind mit heißem Wachs handgegossen und von Hand verziert und selbstverständlich mit einem selbstverlöschenden Docht ausgestattet, wie Werkstattleiter Jürgen Auberg betont.

Unebenheiten werden weggeschmolzen

Werner Gehring legt gerade letzte Hand an und sorgt dafür, dass jede Kerze auch kerzengerade stehen kann – mit einem glatten Boden. Routiniert werden die Unebenheiten weggeschmolzen.

Tim Pfeiffer ist in der Werkstatt für die „Kerzenengel“ zuständig. Die unverzierten Wachsgebilde waren ein Zufallsprodukt, erzählt Auberg, aber sehr beliebt: Sie wirken durch ihre Schlichtheit und den Marmoreffekt auf ihrer Oberfläche besonders festlich.

Handgemachte Kerzen aus Selbeck haben ein Zertifikat und werden von Hand verpackt. Größere Bestellungen sind die Regel, 80% der Kerzen werden auf Bestellung gefertigt. Soeben wurden einem Betrieb 2000 Kerzen ausgeliefert, der diese als Weihnachtsgruß an seine Kundschaft weitergeben möchte. Es gibt die Fliedner-Kerzen aber auch im Einzelhandel, in ausgesuchten Blumen- und Geschenkläden. Auch während der Öffnungszeiten der Fliedner-Werkstätten kann man sie gleich in Selbeck, Mühlenbergheide 23, erwerben. Dort sieht man auch ausgestellt, was das Jahr über in den Werkstätten hergestellt wird – etwa besonders edle Kerzen mit Goldlack-Verzierung, brennbare „Geburtstagstorten“ aus Wachs, herzförmige Kerzen oder sogar wächserne Schokopralinen, die zum Anbeißen echt aussehen.