Mülheim.
In der Vorweihnachtszeit wird viel Feuer gemacht, und oft sind Kinder dabei. Sie sollten, zur Sicherheit, über die Gefahren aufgeklärt werden und früh den Umgang mit Zündmitteln üben. Wie das gehen kann, erläutert Sven Werner, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr in Mülheim.
Die Feuerwehr rettet und löscht nicht nur, sondern leistet auch Brandschutzerziehung. Was genau bieten Sie hier in Mülheim an?
Sven Werner: Unsere Hauptzielgruppe sind die Kindergartenkinder, weil sie am neugierigsten sind. Und so gut wie alle Einrichtungen nehmen mit ihren Vorschulgruppen an unserem Angebot teil.
Wie sieht dies aus?
Werner: Zunächst geht einer unserer Mitarbeiter in die Kita, weil es pädagogisch sinnvoller ist, wenn die Kinder erst in ihren gewohnten Räumlichkeiten etwas über Brandschutz lernen. Sie dürfen dann auch Streichhölzer anzünden, und wir haben einen Notrufkoffer mit zwei Telefonen im Gepäck, so dass die Kinder selber die 112 wählen und mit der Feuerwehr sprechen können.
Ein Rollenspiel...
Werner: Genau. Und anschließend kommt die Gruppe zu uns in die Feuerwache.
Was passiert auf der Wache?
Werner: Die Kinder dürfen, damit sie ein kleines Erlebnis haben, durch die Atemschutz-Übungsstrecke krabbeln. Allerdings ohne Rauch. Wenn wir dort selber trainieren, kommt Theaternebel rein. Wir haben auch einen Raum mit Nebelmaschine, der eingerichtet ist wie ein Kinderzimmer, mit Schrank und Bett. Dort erklären wir, wie man sich verhalten muss, wenn es wirklich brennt und der Rauch oben im Raum hängt: auf allen Vieren rauskrabbeln.
Wie viele Kinder erreichen Sie mit Ihrer Brandschutzerziehung?
Werner: Allein von Januar bis Oktober hatten wir in diesem Jahr 1970 Teilnehmer aus Kindergärten und 732 aus Schulen, also insgesamt rund 2700 Kinder. Das ist schon eine Menge.
Das Angebot ist nicht auf die Vorschule beschränkt?
Werner: Nein, wir machen sogar Schulungen für Erwachsene, das nennt sich Brandschutzunterweisung. Damit gehen wir etwa in Unternehmen, dieses ist aber kostenpflichtig.
Kindergärten und Schulen bekommen es gratis?
Werner: Ja. Es gehört zu den Aufgaben der Feuerwehr.
Man hat ein Bild vor Augen: heimlich zündelnde Jungs, acht oder neun Jahre alt, die einen Hausbrand verursachen. Entspricht das der Realität, die Sie erleben?
Werner: Wir sehen ja meist nur das Ergebnis. Wie alt die Verursacher waren und warum gezündelt wurde, weiß eher die Polizei, denn die ermittelt, wenn wir gelöscht haben. Dass Kinder einen Feuerwehreinsatz auslösen, ist nicht alltäglich. Aber ich erinnere mich an Fälle, wo sie schwere Brände verursacht haben, wobei sogar Häuser ausgebrannt sind oder es zu Waldbränden kam. Kinder können oft noch nicht abschätzen, was passieren kann, wenn sie zum Beispiel nur ein Lagerfeuer machen wollen.
... darum die Brandschutzerziehung.
Werner: Übrigens kann man sich im Internet über www.feuerwehr-muelheim.de eine Broschüre für die Vorschule herunterladen. Und in unserer Link-Liste verweisen wir u.a. auf Paulinchen e.V., einen Verein für brandverletzte Kinder.
... ein Gedanke, den man lieber wegschiebt.
Werner: ... aber wir finden diese Initiative sehr gut, und unter www.paulinchen.de gibt es weitere Tipps zur Prävention.
Feuerwehr warnt: Trockene Tannenzweige brennen wie Zunder
An alle Altersgruppen richten sich die folgenden Tipps der Feuerwehr, damit es (im Advent) nicht brennt:
* Stellen Sie den Weihnachtsbaum erst kurz vor dem Fest auf und sorgen Sie für eine gute Standfestigkeit.
* Achten Sie auf Sicherheitsabstand zu leicht brennbaren Materialien wie Gardinen.
* Verstellen Sie keine Fluchtwege wie Türen und Fenster.
* Verwenden Sie keinen brennbaren Baumschmuck.
* Benutzen Sie am besten elektrische Baumbeleuchtung.
Wer auf Kerzen nicht verzichten möchte, sollte einige Regeln beachten:
* Kerzen nicht unmittelbar unter Zweigen anbringen. Prüfen Sie die Wärmestrahlung vorsichtig mit der Hand.
* Zünden Sie Kerzen an der Spitze des Baumes zuerst an, löschen Sie sie von unten nach oben aus.
* Wunderkerzen gehören nicht an den Tannenbaum.
* Zündhölzer und Feuerzeuge vor Kinder sicher aufbewahren.
* Behalten Sie Adventskränze, Tannengestecke und Weihnachtsbäume nicht zu lange in der Wohnung. Trockene Zweige brennen wie Zunder.
* Benutzen Sie nicht brennbare Untersätze.
* Verwenden Sie „Sicherheitskerzen“: Deren Docht ist nicht ganz durchgezogen, die Kerze kann somit nicht komplett herunterbrennen.
* Beugen Sie vor und halten Sie für den Brandfall ein Löschmittel griffbereit. Es darf auch eine Gießkanne sein. Um ein Gefäß mit 10 bis 12 Litern Wasser zu füllen, braucht man ca. eine Minute. Das kann zu spät sein.
* Installieren Sie unbedingt Rauchmelder!
* Lassen Sie brennende Kerzen nie unbeaufsichtigt, erst recht nicht, wenn Kinder allein im Zimmer sind.
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen brennen, rufen Sie sofort die 112.