18 Mitarbeiter sind in der Kerzenproduktion der Fliedner Werkstätten beschäftigt. Dort läuft jetzt schon das Winterprogramm an.

Der heiße Wachs wird in die Formen gegossen und muss über Nacht abkühlen. Foto: Anja Bäcker
Der heiße Wachs wird in die Formen gegossen und muss über Nacht abkühlen. Foto: Anja Bäcker © Anja Bäcker

Ein ganz besonderer Geruch liegt in der Luft. Jeder, der schon einmal selbst Kerzen gegossen hat, kennt ihn: So duftet nur Wachs. 120 Liter werden permanent bei 85 bis 100 Grad heiß gehalten, um sich dann in ganz verschiedene Formen zu verwandeln. Kugeln, Sterne und Tannenbäume in verschiedenen Farben sind derzeit besonders gefragt – ja, es weihnachtet bereits in den Fliedner Werkstätten. Mehr verrät die Leiterin Jutta Reimann nicht: „Das ist ein Riesen-Geheimnis”, sagt sie augenzwinkernd.

Stattdessen schwärmt sie lieber von ihrer Gruppe, die aus 18 Mitarbeitern besteht und ihr ans Herz gewachsen ist. „Wir kennen uns in- und auswendig, das ist wie in einer Familie.” Oft seien die Kollegen gar nicht zu bremsen. „Die können einen an die Wand arbeiten.”

Selbstlöschende Kerzen

70 Kilo Wachs werden täglich verbraucht. Dazu muss zunächst das Farbgranulat abgewogen und in die Flüssigkeit gegossen werden, danach kommt der Wachs in die Formen. Wichtig sei, dass er die richtige Temperatur erreicht habe: „Sonst glänzen er später nicht.” Eine Metallhülse sorgt dafür, dass die Kerzen von allein ausgehen, wenn sie abgebrannt sind. Eine Nacht braucht der Wachs schon, um richtig abzukühlen. „Dann zieht er sich zusammen”, weiß Jutta Reimann, „und es entsteht ein Loch”. In den großen Formen wellt sich die Oberfläche – wie bei einem Topf Milch, auf der sich Haut gebildet hat.

Was man mit Kerzen alles anstellen kann – Jutta Reimann weiß es. Wenn man die Oberfläche bürstet oder mit einem Schwämmchen abtupft, entsteht ein besonderer Effekt. Oder man nimmt einen Spezialwachs und bekommt ein marmoriertes Ergebnis. Doch die Mitarbeiter gießen den flüssigen Wachs nicht nur in Kerzenformen. „Hier wird alles zweckentfremdet, was 100 Grad aushält”, sagt Jutta Reimann lachend. Und das können eben Kochtöpfe sein. Darin entstehen große Kerzen, die im Garten oder auf dem Balkon angezündet werden.

Feinarbeiten zum Schluss

Abnehmer sind unter anderem Blumen- und Geschenkeläden. Im Moment wird gerade der Auftrag einer Kosmetikfirma bearbeitet, die 3000 Kerzen geordert hat. „Wir machen aber nur 100 am Tag, damit noch genug Kapazität für andere Aufträge bleibt”, berichtet Jutta Reimann.

Für einen Mitarbeiter, der im Rollstuhl sitzt, wurde eine spezielle Apparatur angefertigt. Nun muss er nur noch einen Knopf drücken und die Kerzen tauchen ins Wachsbad ein. Der Vorgang muss oft wiederholt werden, 25 Tauchgänge sind nötig, damit die Tafelkerze nachher schön aussieht und ordentlich brennt.

Zum Schluss stehen die Feinarbeiten an, dann werden die Kerzen zum Beispiel mit Spitze überzogen oder mit Glitzerpuder versehen. Bis die fertigen Exemplare dann angezündet werden, dauert es allerdings ein bisschen: Noch will wohl niemand einen Adventskranz oder den Tannenbaum beleuchten.