Mülheim. . Immer wieder warnen Tierschützer vor lebendigen Geschenken, denn ein Großteil wird später zurückgebracht. Im Mülheimer Tierheim hat man sich vor dem Fest für einen Vermittlungsstopp entschieden. Zwischen den Feiertagen sind es dann oft sogar besonders viele Tiere, die ein neues Zuhause finden.
Manchmal, wenn ein Tier auf dem Gabentisch landet, mag es ja im Vorfeld viele Überlegungen dazu gegeben haben. Doch das ist nicht die Regel, daher warnen Tierschützer alle Jahre wieder vor tierischen Geschenken zu Weihnachten.
Weil Tierasyle nach den Feiertagen mit den tierischen Überraschungen klarkommen müssen. Das Städtische Tierheim – zuständig für Mülheim und Oberhausen – kennt diese Probleme nicht. „Glücklicherweise“, sagt Tierheimleiterin Marion Niederdorf – weil Tierschutzverein und das Tierheim viel dafür getan hätten, Tiere nicht als Geschenk zu sehen – zu welchem Fest auch immer.
"Die Leute werden nicht aufgeklärt"
So gilt in Mülheim: An den Tagen vor dem Fest wird gar kein Tier vermittelt. Gucken ist aber erlaubt. Zwischen den Jahren sind es dann oft sogar besonders viele Tiere, die ein neues Zuhause finden. „Nach Weihnachten kommt oft die gesamte Familie, um sich gemeinsam ein Tier auszusuchen, weil alle, auch der Vater, dann Zeit haben“, weiß Marion Niederdorf. Das ist ganz in ihrem Sinne. „So kann die Familie entscheiden: Passt das Tier zu mir? Habe ich Zeit dafür, kann ich mir leisten, lebenslang für das Tier zu sorgen?“ All das haben die Leute vom Tierheim ja schon oft gehört, wenn jemand sein Haustier wieder loswerden will.
Kommen vermittelte Tiere häufig zurück? „Wer sich unüberlegt ein Tier anschafft“, so Marion Niederdorf, „der hat es selten aus dem Tierheim.“ Solche Tiere stammten oft aus dem Internet, aus Annoncen oder von Bekannten, weiß sie. „Die Leute werden nicht aufgeklärt“, kritisiert die Tierheimleiterin. „Internet-Angebote sind schwierig, weil die Entfernungen oft größer sind. Wenn jemand 500, 600 Kilometer gefahren ist, und der Hund sagt nur so einigermaßen zu, dann überlegt nicht jeder lange, sondern nimmt ihn erst mal mit“, weiß sie. „Und wenn’s nicht klappt, stehen sie später vor dem Tierheim.“
Tierheim setzt auf Aufklärung
Dort setzt man auf Aufklärung – nicht nur zur Weihnachtszeit. Häufiger nehmen Leute wieder Abstand vom Tierwunsch, wenn ihnen deutlich gemacht wird, was auf sie zukommt. Wer sich im Sommer einen Hund anschaffe, habe oft keine Vorstellung davon, wie viel Schmutz so ein Tier in der nassen Jahreszeit machen könne. „Wir haben hier im Moment viele große Hunde, die auch ihre Probleme haben – die kann man nicht einfach unbedacht in Familien mit Kindern vermitteln.“
Dann müsse man enttäuschten Familien begreiflich machen, „dass es nicht daran liegt, dass wir ihnen kein Tier vermitteln wollen. Sondern dass wir im Moment nicht das passende Tier haben. Viele warten dann auch.“ Bevor ein Hund mit in die neue Familie darf, wird er mehrmals im Tierheim besucht, man guckt sich an, ob Hund und Herrchen auch zusammenpassen.
Artgerechte Haltung
Manchmal gehen Besucher auch mit mehr als einem Tier nach Hause – dank der Aufklärung. Kaninchen, Meerschweinchen, Degus (Strauchratten) sind Gruppentiere – sie werden vom Tierheim nicht in eine Einzelhaltung vermittelt. „Wir achten auch darauf, dass die Tiere im neuen Zuhause artgerecht untergebracht sind“, betont Niederdorf. So könne jemand, der sich eine Jungkatze zulegt, anfangs nicht den ganzen Tag abwesend sein. Auch zwei junge Katzen könnten nicht nur sich selbst überlassen werden – „sie werden dann unsauber oder machen viel kaputt“.
Gerade unter den Fundkatzen im Tierheim seien viele nur fünf, sechs Monate alte Tiere, weil sich die Besitzer vorher keine Gedanken, etwa über die Kosten einer Kastration, gemacht hätten. „Mit einer Dose Futter am Tag und etwas Katzenstreu in der Woche ist es eben nicht getan“, sagt die Tierheimleiterin, deren Katzenhaus schon wieder randvoll belegt ist.