Bochum. .
Tierschützer warnen vor unüberlegtem Tiergeschenken zum Fest. Denn ein großteil der Tiere werden später zurückgebracht. Deshalb beraten Fachgeschäfte im Vorfeld und geben Tipps.
Das bellende Weihnachtsgeschenk, die im Körbchen sanft schnurrende Katze mit samtigen Pfötchen und grünen Augen, das brav mümmelnde Mini-Kaninchen . . . Eine Liste der Freude, die womöglich die Herzen so mancher Omas, Opas, Tanten oder Onkel höher schlagen lässt.
Für Tierschützer ist es eine Horrorliste, denn sie appellieren eindringlich: „Bitte keine Tiere unterm Weihnachtsbaum!“ Carmen Decherdt leitet seit über 17 Jahren das Bochumer Tierheim an der Herbeder Straße. Sie erinnert sich gut an Zeiten, als eben diese Großmütter oder -väter ihren Gefühlen für das liebe Enkelchen freien Lauf lassen konnten. Selten zur wirklichen Freude für die Empfänger. „Rund 70 Prozent dieser Tiere wurden später zurückgebracht“, erinnert sie sich. Die, die zurückgebracht worden sind, hatten es noch gut, denn im Tierheim kümmern sich professionelle Helfer. Weniger glimpflich ging es für diese Geschenke mit Herz, Pfoten und Kuschelfell ab, wenn sie kurzerhand am Straßenrand ausgesetzt wurden. Für viele Tiere bedeutet dies den sicheren Tod.
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Dies kann natürlich nicht im Interesse der Zoohandlungen sein, die zwar einerseits vom Weihnachtsgeschäft zehren, andererseits jedoch ähnlich wie die Tierschützer wenig von unüberlegten Geschenkaktionen mit höchst lebendiger Ware halten.
Claudia Rogowski, Inhaberin der traditionsreichen Zoohandlung Diemel, sagt: „Wir verkaufen ohnehin keine Katzen oder Hunde, schon gar nicht zu Weihnachten.“ Hier arbeitet das Geschäft etwa mit seriösen Vermittlern wie „Hand & Pfote“ oder dem „Tierschutz La Palma“ zusammen, die sich um streunende Hunde auf der Ferieninsel kümmern und diese nach genauer Prüfung auch nach Deutschland weiterverkaufen.
Wellensittiche, Aquarien oder Kaninchen in den 80-ern
Stefan Eisenmenger, der – bis er das Geschäft an Claudia Rogowski übergab – den Betrieb in dritter Generation geleitet hat, erinnert sich gut an die Zeiten, „dass wir vor dem Weihnachtsfest zwei- bis dreimal unseren VW-Bulli vollgeladen haben, um die Kunden rechtzeitig vor der Bescherung zu beliefern.“
Vor allem Wellensittiche, Aquarien oder Kaninchen waren das, die bis Ende der 80er Jahre auf diese Weise unter dem Gabentisch landeten. Mittlerweile haben sich sowohl die Zeiten als auch die Geschmäcker gehörig gewandelt.
In den großen Terrarien des Zoogeschäftes dösen Bartagamen, verharrt eine rote Chile Vogelspinne regungslos oder kuschelt sich träge ein regenbogenfarbener Prachtskink unter einer warmen Lampe. „Halten Sie mal eben“, sagt Claudia Rogoswki und reicht dem Schreiber dieser Zeilen eine Königspython, die sich gar nicht schlangig-eklig, sonder vielmehr angenehm kühl-trocken anfühlt. Die kommt dort im Zoo im Zweierpack vor, sie heißen Martin und Annika, für den Laien kaum zu unterscheiden.
„Reptilien sind immer mehr angesagt“, weiß Claudia Rogowski. Was früher in einer bestimmten Freak-Szene als Schock-Utensil etwa bei einer Party aus dem Schrank gezaubert und vor allem von den überraschten weiblichen Gästen mit spitzen Schreckensschreien quittiert wurde, gehört heute beinahe zum bürgerlichen Statussymbol.