Nach den Grünen und der FDP üben nun auch die Caritas-Sozialdienste Kritik an den Zuschusskürzungen für Personal in der Offenen Ganztagsschule (OGS).
„Die Stellenkürzung ist ein Schritt in die falsche Richtung“, beklagt Georg Jöres, Leiter der Sozialdienste und Vorsitzender des OGS-Qualitätszirkels in der Stadt, einen bevorstehenden Qualitätsverlust in der Förderung schulischer Leistungen und sozialer Kompetenzen von Grund- und Förderschülern während der Ganztagsbetreuung.
Wie berichtet, war der Stadtrat in der vorvergangenen Woche mit Stimmen von SPD und CDU dem Sparvorschlag der Verwaltung gefolgt, die Personalkostenzuschüsse für die OGS um jährlich 323 000 Euro zu kürzen. Konkret bedeutet dies, dass jede zweite OGS-Gruppe an den Mülheimer Schulen ab Sommer nur noch mit Zuschüssen für 1,5 Stellen statt bisher 1,75 Stellen auskommen muss. Mit dieser neuen Förderquote bleibe Mülheim aber „im Land weiterhin mit Abstand führend“, hatte Schuldezernent Peter Vermeulen erfolgreich um Zustimmung für seine Kürzungspläne geworben. Nur mit vermindertem Förderschlüssel für die jeweils zweiten Gruppen sei es künftig möglich, die Betreuungsquote an den Grund- und Förderschulen, wie von Eltern gewünscht, zu erhöhen.
„Für das neue Schuljahr konnten bereits einige OGS-Gruppen nicht eingerichtet werden, obwohl die Anmeldezahlen eine Erweiterung erforderlich machten“, hält Georg Jöres von den Caritas-Sozialdiensten dagegen. Die Erweiterung werde schon jetzt dadurch geschultert, dass mehr Kinder in einer Gruppe betreut würden. In der Regel gebe es eine Überbelegung von Gruppen um 10 bis gar 20 %. Da jetzt noch beim Personal gespart werde, sei eine weitere Verschlechterung in der Betreuung zu befürchten. Konkret fehlten ab Sommer zehn Wochenstunden pädagogischer Begleitung.
Jöres sieht in der Kürzung der Personalkostenzuschüsse „einen Schritt in die falsche Richtung: Wir brauchen nachhaltige, verlässliche und pädagogisch stabile Betreuungsangebote von Anfang an, um damit den Nährboden für erfolgreichen Lernen zu schaffen und den Familien Entlastung zu bieten.“
Eine Umfrage des OGS-Qualitätszirkels für Mülheim habe ergeben, dass die Grundschulleiter nahezu einhellig die OGS-Betreuung als Schlüssel für verbesserte schulische Leistungen und Sozialkompetenzen ihrer Schüler ansähen. Darüber hinaus habe es von den Schulen positive Rückmeldungen hinsichtlich der fach- und unterrichtsbezogenen Förderung (96,6 % Zustimmung), der zusätzlichen Sprachförderung (86,3 %), dem Entdecken neuer Begabungen und Talente (79,4 %) und dem Abbau beziehungsweise Ausgleich sozialer Benachteiligungen (75,9 %) durch die OGS-Betreuungszeit gegeben.
An diesen Daten, so Jöres, werde deutlich, „wie sehr die OGS zur Erhöhung des Bildungsniveaus führt“. Mit dem Ratsbeschluss mache man nun „einen weiteren Rückschritt“. Es bleibe zu hoffen, dass wegen des Sparzwangs nicht auch noch bei Sachkosten und Kooperationsmitteln für wichtige Sport- und Kulturangebote gespart werde, wie es der Kämmerer-Vorschlag zur Etatsanierung derzeit vorsehe.