Mülheim. .
Die Stadt muss sparen. Als das Heimatmuseum „Tersteegenhaus“ im Rahmen der Haushaltskonsolidierung im letzten Jahr vom Aus bedroht war, haben sich Bürger zusammengetan, um diesen stadtgeschichtlichen wichtigen Kulturort zu erhalten und künftigen Schließungsdiskussionen den Riegel vorzuschieben.
„Wir wollen die Botschaft in die Bevölkerung tragen, welches Kleinod wir in dieser Stadt haben“, betont Bürgermeister Markus Püll, Vorsitzender. Im Mai wurde der „Freundes- und Förderkreis Heimatmuseum Tersteegenhaus“ aus der Taufe gehoben. „Damit ist die letzte Lücke der Fördervereine für Kulturorte in Mülheim geschlossen“, so Geschäftsführer Hansgeorg Schiemer. Eine engagierte Basis für das Heimatmuseum gibt es seit langem: Die Mitglieder des Geschichtsvereins kümmern sich seit jeher ehrenamtlich um das Haus im Stadtbesitz, veranstalten dort Führungen und mehr.
Geschichtsverein bietet Führungen an
So ist Heinz Hohensee vom Geschichtsverein im neuen Kreis ebenso dabei wie Vertreter quer durch die Parteien, Frank Buchwald vom städtischen Immobilien-Service und weitere Mitstreiter. Partner sind das Stadtarchiv und die Bürgergesellschaft Mausefalle. „Ziel war es, den Verein auf einer breiten Schulter zu tragen, damit sich alle einbringen können“, erläutert Püll. 54 Mitglieder und ein Unternehmen konnten bislang gewonnen werden. Erwünscht: weitere Mitstreiter.
Ein Signal ist die Advents-Aktion. „An allen drei Adventswochenenden ist die Tür des Heimatmuseums offen“, so Püll. Während der Geschichtsverein Führungen anbietet, kümmern sich die Förderer um die anderen Gäste. Eine Aktion hat sich Schatzmeisterin Cornelia Schwabe ausgedacht: Am Sonntag, 11. Dezember, 15 bis 18 Uhr, bastelt sie Pop up-Weihnachtskarten mit Kindern ab sechs Jahren. „Die Kinder müssen nichts mitbringen.“ Das Material stiftet die Schatzmeisterin.
Austausch mit anderen Städten ankurbeln
Einige Pläne gibt’s für 2012: „Wir wollen Ehrenamtliche fit machen, um mehr Führungen anzubieten“, so Püll. Am Haus, das – vom Keller bis zum Dach trocken – insgesamt in einem guten Zustand sei, sollen kleinere Arbeiten erledigt werden: Nach dem Winter hat man sich vorgenommen, im Eingangsbereich Steine und Fugen zu richten, das Geländer zu reinigen, die Fensterrahmen aus Holz zu behandeln und die Terrasse zu aktivieren.
Fernziel ist „eine vernünftige Toilette“, die es derzeit nicht gibt. In die Abteilung „Wünsche“ gehört ein Raum für Wechselausstellungen, „was bei den jetzigen Raumverhältnissen überhaupt nicht geht“. Den Austausch mit anderen Städten, die im Zusammenhang mit Tersteegen und Kortum stehen, will Cornelia Schwabe ankurbeln.
Pietistischer Prediger
23 Jahre lang lebte Gerhard Tersteegen (1697 - 1769) im Fachwerkhaus auf dem Kirchenhügel. Berühmt wurde er als pietistischer Prediger, Verfasser religiöser Texte und Dichter von Kirchenliedern. Daneben wird im Heimatmuseum das Wirken des Arztes und Dichters der „Jobsiade“, Dr. Carl Arnold Kortum (1745 - 1824), vorgestellt. Außerdem zu sehen ist die Sammlung der Stadt mit Möbeln, Hausrat und Exponaten zumeist aus dem 18. und 19. Jahrhundert.