Mülheim.
Derzeit ist das Klima echt prima – für Mitte November. Klima- und Energiefragen hängen aber eng zusammen, Stichwort: CO2. 2,8 Mio Tonnen des Treibhausgases werden derzeit jährlich allein in Mülheim produziert. Das „Stadtteilbüro Klimazone Broich“ bietet bis zum 2. Dezember im Ladenlokal in der Broicher Mitte Infos rund ums Energiesparen und Klimaschutz an. Wer will, kann mit einem E-Bike seinen Stadtteil erkunden oder sich auf den Beifahrersitz eines Elektroautos schwingen.
Warum interessierte Bürger nur zwei Wochen lang (werktäglich von 11 -18 Uhr) die Gelegenheit dazu haben, liegt daran, dass es ein zeitgebundenes Projekt von neun Studierenden der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (in Duisburg) ist. Die sechs jungen Frauen und drei Männer streben den Abschluss Diplomverwaltungswirt an und werden später in einer Stadtverwaltung arbeiten.
Klimaschutz bündeln, vernetzen, fördern
Das Projekt in Broich ist quasi eine Semesterarbeit, die die angehenden Kommunalbeamten über den Tellerrand blicken lässt, und ihnen die Beschäftigung mit aktuellen kommunalen Themen im Dienst der Bürger ermöglichen soll. Da lag es nah, mit der Stadt Mülheim zusammenzuarbeiten, die ihre „Initiative für Klimaschutz“ 2008 nach einem Ratsbeschluss gründete, die den kommunaler Klimaschutz bündeln, vernetzen und fördern soll mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 zu halbieren.
Was natürlich nur funktioniert, wenn die Bürger mit im Boot sitzen. Ausgewählt wurde der Stadtteil Broich, erklärt Klaus Beisiegel, Referent des Dezernats Umwelt, Planen, Bauen, weil es hier eine gemischte Bevölkerungsstruktur und noch viel Altbaubestand gibt. Und die Altbausanierung ist ein guter Ansatzpunkt für den Klimaschutz. „Zum ersten Mal“, so Beisiegel, „tragen wir den Klimaschutzgedanken in einen Stadtteil.“
Tägliches Programm
Mit Unterstützung der Klimainitiative stemmten die Studierenden das Stadtteilbüro in dreieinhalb Wochen bis zur gestrigen Eröffnung. Auch Medl und Tengelmann beteiligten sich, die Gagfah stellte die Räume zur Verfügung. Ein Rundgang lohnt sich, wenn man sich für das Thema interessiert. Natürlich sind die engagierten jungen Leute nicht Experten in allen Klima-Fragen, vermitteln aber gern kundige Ansprechpartner.
Auch wird fast täglich ein Programm geboten, so soll etwa heute das Blockheizkraftwerk besichtigt werden (15.45 Uhr), um 19 Uhr gibt es einen Infoabend zur Thermografie samt Rundgang (Anmeldung ist für beide Veranstaltungen nötig unter 43 78 43 14).
"Kommen Sie einfach vorbei"
Die Meinung der Broicher wollen die Studierenden mit einem (anonymen) Fragebogen erheben. Die E-Bikes stehen den ganzen Tag zur Verfügung. „Man muss sich nicht anmelden“, lädt Student Sebastian Völlings ein. „Kommen Sie einfach vorbei!“
Klaus Beisiegel ließ gestern anschaulich an der Prinzess-Luise-Straße den CO2-Wert messen. 664 ppm (1 ppm entspricht 0,0001%) zeigte das Messgerät Montag um 11.25 Uhr an – ein hoher Wert, liegt doch der weltweite Durchschnitt derzeit bei 400 ppm. In einem Ballungsraum sei das nicht erstaunlich, so Beisiegel.
Tägliche Messungen wird es nun vor dem Klimabüro geben, um auch Schwankungen sichtbar zu machen. Bei dieser austauscharmen Schönwetterlage dürfte sich in den nächsten Tagen nicht viel ändern.