Ein starkes Zeichen an die Gegner im Tarifstreit hatte sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erhofft, als sie für Donnerstag zu einem ersten Warnstreik aufgerufen hatte.
Ein starkes Zeichen an die Gegner im Tarifstreit hatte sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erhofft, als sie für Donnerstag zu einem ersten Warnstreik aufgerufen hatte. In Mülheim wurde sie nicht enttäuscht. Etwa 1000 Beschäftigte des Öffentlichen Diensts fanden sich zu Demonstrationsmarsch und Kundgebung in der City ein. „Wir haben unsere Entschlossenheit eindrucksvoll untermauert”, bilanzierte eine sichtlich zufriedene Gewerkschaftssekretärin Ute Kellert.
Gegen 9.30 Uhr ging vor dem Streiklokal, dem Hotel Handelshof, nichts mehr. Hunderte Menschen mit Tröten, Ratschen und Fahnen säumten Bürgersteig und Straße, viele trugen Streikuniform, den unvermeidlichen Plastik-Überzieher mit Verdi-Aufdruck. Gemeinsam ging es die Leineweberstraße entlang, über Eppinghofer und Schloßstraße erreichte der Tross nach kurzer Zeit den Synagogenplatz. Und dort, auf der zentralen Kundgebung, brach sich der aufgestaute Frust der städtischen Angestellten Bahn.
„Zur Rettung von Banken werden Milliarden verpulvert und die Leute, die alles am Laufen halten, gehen leer aus”, wetterte etwa Siggi Fink von der MEG in seinem Redebeitrag. Sprecher aller städtischen Gesellschaften, der Verwaltung sowie zwei Auszubildende traten ans Mikrofon und untermauerten die Verdi-Forderungen.
„Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen”, prangerte Personalrat Bernd Bittscheidt die desolate Kassensituation der Öffentlichen Hand an und forderte damit eine adäquate Finanzausstattung der Kommunen. Zu viele Lasten würden von Bund und Ländern einfach „nach unten” weitergegeben. Die Folgen trügen dann die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst – mehr Arbeit, aber nicht mehr Geld.
Auch Lothar Stamm, MVG, nahm den Bund in die Pflicht: „Wer Milliarden an Steuern an eine kleine Gruppe (die Hoteliers) verschenkt und dann dem Öffentlichen Dienst erklärt, es sei kein Geld da, der soll seine Sachen packen.”
Einen Vorschlag, wie die vermeintlich leere Staatskasse wieder gefüllt werden könnte, machte der DGB-Kreisvorsitzende Ulrich Dörr in seiner Solidaritätsbotschaft: „Kasse leer? Dann kauft die CD-Rom und bald habt ihr 100 Millionen”, sagte er mit Blick auf die umstrittene Steuersünder-CD.
Zentrales Anliegen aller Redner waren bessere Zukunftsperspektiven für Azubis. Keiner gab das Mikrofon wieder aus der Hand, ohne auf die Forderung nach einer zumindest auf 24 Monate befristeten Übernahmegarantie hinzuweisen. Und damit ebenso auf eine neue Altersteilzeitregelung für ältere Kollegen, ohne die jede nachhaltige Personalplanung dauerhaft unmöglich werde.
„Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber endlich ein Angebot auf den Tisch legen”, forderte Ute Kellert zum Abschluss der Kundgebung um 11 Uhr und erhöhte den Druck: „Wir sind entschlossen und zu weiteren Streiks bereit”, erklärte sie gegenüber der WAZ.