Mülheim. .

Wer war Artur Brocke? Eine Straße in Speldorf trägt seit 1955 seinen Namen. Wer war Heini Dittmar? Auch ihm wurde mit einer eigenen Straße in Raadt ein Denkmal gesetzt. Und wer war eigentlich der Charly, der dem Weg in Selbeck seinen Namen gab?

Brocke und Dittmar, ehemaliger Baudezernent der eine und Flugzeugkonstrukteur der andere, sowie Charly, ein Selbecker Original, sind nur drei Menschen, die in Mülheim ihre Spuren hinterlassen haben. Drei Lebensläufe von vielen, denen eine Gruppe engagierter Bürger nachgegangen ist: Das Buch „Spurensuche“, ab heute in ausgesuchten Buchläden erhältlich, berichtet in über 90 Beispielen von den Menschen, die in Mülheim gearbeitet, gelebt oder Einfluss genommen haben, und an die heute oftmals kaum noch mehr als eben ein Straßenname erinnert.

Neun engagierte Bürger geben Antwort

Das Buch ist letztlich ein nachhaltiges Ergebnis der „Local Hero“-Woche im Kulturhauptstadtjahr. „Wir wollten die ,Local Heroes’ ernst nehmen“, erklärt Peter-Michael Schüttler, Geschäftsführer des Bildungswerks Arbeit und Leben (DGB/VHS), der den Druck der ersten Auflage von 300 Exemplaren finanzierte. „Wer sind denn die Mülheimer Helden, nach denen die Straßen benannt wurden?“ Die Antwort geben in dem auch interessant illustrierten Buch keine Schreibprofis, sondern neun engagierte Bürgerinnen und Bürger, die im Rahmen eines Kurses an der Volkshochschule dem Schicksal Brockes, Dittmars, Charlys und den Lebensläufen anderer Mülheimer nachspürten.

Das Ergebnis war viel zu schade, um nur im Internet aufgeschlagen werden zu können, befand das Bildungswerk, das das Buch künftig auch bei der Arbeit mit Schülern einsetzen will, um bei den jungen Leuten Neugierde zu wecken auf die Stadtgeschichte.

Oft waren Akten nicht mehr da

Eine zeitintensive Arbeit liegt hinter den neun Autoren, die viele Besuche im Stadtarchiv und Kontakte zur Verwaltung, dem Katasteramt, nötig machte. Und manchmal reichte nicht mal das. „Oft waren die Akten nicht mehr da“, berichtet Hans-Dieter Strunck, einer der Autoren, die viel Zeit und Herzblut in die Recherche steckten. Wann und warum wurde eine Straße benannt?

In Konkurrenz zu dem (längst vergriffenen) Buch Wolfgang Meißners „Vom Adlerhorst bis zwischen den Gärten“, der für den Geschichtsverein alle Mülheimer Straßennamen bis 1999 beschrieb, wollte das Projekt nicht treten. So entstand in einem Jahr ein „repräsentativer Querschnitt von Menschen, die diese Stadt geprägt haben“, lobt Peter-Michael Schüttler. Ergänzt um 20 neue Straßen, die erst nach 1999 getauft wurden – und zwar nicht nur nach Personen. Darunter ist auch die Pilgerstraße in Mellinghofen, 2001 benannt nach einem Verfahren zur Rohrherstellung.

Nur eine Seite pro Straße

Geschrieben hätten die Autoren gern manches mal noch mehr über jene Menschen, mit denen die Stadtgeschichte lebendig wird. Doch das Credo lautete: Nur eine DIN/A4-Seite pro Stra­ße. Aber auch so hat das Buch schon über 200 Seiten. Und wie man hört, auch das Lob von Dr. Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs. „Es hat Freude gemacht“, kommentierte Hans-Dieter Strunck das bescheiden.