Mülheim. .

Feridun Zaimoglu ist ein glühender Verehrer der deutschen Romantik. Die Atmosphäre, die am Mittwoch Abend im leerstehenden Kaufhof-Gebäude bei der Lesung seines neuen Romans „Ruß“ herrschte, war in gewisser Weise wild romantisch: Eine leere Halle, stillstehende Rolltreppen, die in die Dunkelheit führen, alte Plakate an den Stützpfeilern. Und mittendrin die Bühne mit Zaimoglu und dem Journalisten Hubert Winkels.

Der Auftakt für Schlimm- City. Getroffen wurde sich vor der Lesung in der „Dezentrale“ (altes Ruhrbania-Büro) zu einer kurzen Kundgebung. „Fragen zu Schlimm-City bitte nicht mir stellen, man kann alles untereinander lösen und herausfinden!“ Mit diesen Worten begrüßte Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter des Ringlokschuppen, das Publikum und hinterließ einige fragende Gesichter.

Stadtspiel in Realversion

Was genau ist eigentlich Schlimm-City? „Ein Stadtspiel in Realversion“ – so lautet der Untertitel der Kunstaktion. In den nächsten Wochen begleiten Lesungen, Diskussionen, Theatervorstellungen, Stadtrundgänge und Partys das Leben in der Mülheimer Innenstadt. Zuhörer Reinhold Leuschner konnte sich nicht viel darunter vorstellen: „Ich bin wegen der Lesung hier. Mit Schlimm-City habe ich mich noch nicht so befasst, halte aber die Idee für eine tolle Sache. Mülheim ist eine sterbende Stadt, hier muss etwas geschehen.“

Die Lesung von Feridun Zaimoglu im Kaufhof – von den Schlimm-City-Machern als Leeranstalt betitelt – war gut besucht: Die Stühle vor der Bühne waren voll besetzt, etwa 150 Leute waren gekommen. Auffällig: Der Autor dieses Textes war mit 20 Jahren einer der ganz wenigen jungen Zuhörer. Aber vielleicht kommt die Jugend der Stadt eher zur Kopfhörerparty als zum Literaturabend. Dieser aber funktionierte vorzüglich: Zaimoglu und Winkels ergänzten sich gut, sorgten für Lacher genauso wie sie zum Nachdenken anregten. Zaimoglus Roman „Ruß“ spielt zu einem großen Teil im Ruhrgebiet.

Wenig gelesen, viel geredet

Gelesen hat der Autor recht wenig, es wurde mehr geredet über Duisburg, über den Innenhafen. Zaimoglu ist kein Freund von teuren, protzigen Gebäuden: „Man muss nicht nur die Stadt, sondern auch die Menschen sanieren.“

Und Mülheim? Darüber wurde kaum geredet. . . .