Mülheim. . Bela B. von der Band “Die Ärzte“ las in Mülheim aus “Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge“. Er ist kein geübter Leser und gab selbst zu, nicht zu wissen, was er mache. Einige Besucher verließen die Veranstaltung vorzeitig.

Die Selbsterkenntnis kam irgendwann in der Mitte: „Das ist ausbaufähig.“ Durchaus. Donnerstag feierte Bela B., sonst musikalisch etwa mit der Kultband „Die Ärzte“ unterwegs, seine literarische Premiere: Der Ringlokschuppen war die erste Station seiner Lesereise. Doch wer sich von „Exit Mundi. Die besten Weltuntergänge“ einen kurzweiligen, humorigen Abend versprochen hatte, wurde enttäuscht. Stattdessen kam eine Lesung im Experimentierstadium auf die Bühne, die streckenweise langwierig und anstrengend war.

Bela macht keinen Hehl daraus, dass es ein Probelauf ist. „Die Gags, die heute zünden, mache ich morgen in Bochum noch mal, die anderen nicht.“ Das ist immerhin ehrlich. Dass die Zuschauer diese Generalprobe mit rund 20 Euro voll bezahlt haben, ist jedoch mindestens fragwürdig. Denn an der Beta-Version zündet einiges nicht.

Bela B. lässt sich von kichernden Mädchen ablenken

Gründe dafür gibt es mehrere. Da sind die dauerkichernden, zwischenrufenden Mädchen in der ersten Reihe, die um Aufmerksamkeit buhlen. Dass sie diese bekommen, macht zudem Geduld nötig. Bela lässt sich ablenken – und das wohl gerne. Denn sicher wirkt der so Bühnenerfahrene diesmal auf der Bühne nicht.

Er ist angetreten, um das Buch von Maarten Keulemanns zu lesen, in dem diverse Weltuntergangsszenarien analysiert werden: die Weltübernahme von Computern – möglich. Das Ende der Menschen durch das Aussterben der Männer – wahrscheinlich. Der Untergang durch Zombies – unwahrscheinlich. Das mag in der Kurzfassung humorig-ironisch klingen, ist es aber nicht. Weil Keulemanns die Szenarien ernsthaft beleuchtet. Und weil Bela B. zwar eine tolle Stimme hat, aber kein geübter Leser ist – und offenbar auch nicht geübt hat.

Experimenteller Charakter

Da zeigt sich der experimentelle Charakter des Abends: „Ich weiß selbst nicht, was ich hier mache“, sagt Bela nach drei gelesenen Sätzen. Es klingt nicht ganz unernst gemeint; teils kommt das Gefühl auf, er wäre lieber woanders. Die Lesung ergänzt er durch eigene, durchaus amüsante Filmchen und am Ende singt er Anleitungen zum Weltuntergehenlassen zu „It’s the end of the world“ (R.E.M.), was wegen seiner Absurdität wieder witzig ist. Man merkt also, wo er hin will, aber er kommt nicht an.

Der Schwachpunkt der Lesung ist dann auch, pardon, das Lesen. Gut wird es, wenn Bela mit dem Publikum „abgagt“. Seine Bushido-Imi­tation, sein sarkastisches Spiel mit den dauerfilmenden Fans und der Gruß an die You-Tube-Gemeinde, der ironische Mittelfinger für das Establishment sind richtig gute Momente – aber eben nur Momente. Bela merkt es selbst („Das wird in dieser Form nicht mehr stattfinden.“) und ist in seiner Selbstironie durchaus sympathisch. Die Hardcore-Fans gewähren ihm natürlich dennoch stehende Ovationen – die anderen haben den Saal da bereits verlassen. Eine Lesung ist eben kein Rockkonzert.