Mülheim. .
Sind teure Laptops, Tablet-Computer oder Smartphones für junge Leute wichtiger als Auto und Führerschein?
Die Financial Times Deutschland berichtete auf ihrer Internetseite über die Studie des Wissenschaftszentrum in Berlin: Danach haben im Jahr 2008 in den Städten nur noch 75,5 Prozent der unter 26-jährigen ihren Führerschein gemacht. Im Jahr 2000 waren es noch 90,6 Prozent. Wie sieht es bei den jungen Menschen in Mülheim aus?
Freunde von Bus und Bahn
Für Robin Walkenbach ist die Sache klar: „Ich finde ein Auto überflüssig. Es ist zu teuer und ich bin nicht auf die Mobilität angewiesen.“ Für den 20-Jährigen ist es kein Problem, mit Bus oder Bahn zu fahren: „Man kann im Bus während der Fahrt lesen. Außerdem geht es oft sogar schneller. Zum Beispiel von Mülheim nach Essen.“ Das gesparte Geld für Unterhalts- und Führerscheinkosten gibt er lieber anderweitig aus: „Hätte ich einen Führerschein gemacht, wäre kein Geld mehr für meine Kamera dagewesen.“
Die Mülheimerin Yvonne Schreiner sieht es ähnlich: „Ich bin nicht auf ein Auto angewiesen. Mit meinem Ticket komme ich gut von A nach B. In der Ausbildung sind Führerschein und Auto zu teuer für mich. Da habe ich lieber ein Smartphone. Hat den Vorteil, dass ich immer erreichbar bin.“ Für immer Bahn fahren möchte Yvonne dann aber auch nicht: „Ich will definitiv einen Führerschein machen. Aber frühestens in zwei Jahren. Erstmal ist die eigene Wohnung wichtiger.“
Bürgeramt und Fahrlehrer
2011 haben bisher fünf Prozent weniger Jugendliche in Mülheim ihren Führerschein gemacht als in den Jahren davor. „Diese Zahlen könnten sich mit dem demografischen Wandel erklären lassen. Ob wirklich ein Trend dahinter steckt und der Führerschein unbeliebter wird, zeigt sich wohl erst in ein paar Jahren“, sagt Reinhard Kleibrink, der Leiter des Mülheimer Bürgeramtes.
Auto und Führerschein seien für viele Leute immer noch Grundvoraussetzung für den Start in ein unabhängiges, eigenes Leben, meint Fahrlehrer Andreas Küper. Er glaubt nicht, dass teure Mobiltelefone oder Laptops wichtiger als die Fahrerlaubnis sind und nennt einen plausiblen Grund: „Viele meiner Schüler brauchen den Führerschein, um überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen.“
Die Autofahrer
Das Auto ist ein Mobilitätsgarant für das Berufsleben. „Mit einem iPad kann ich nicht zur Arbeit fahren – als Fotograf muss ich schnell von einem Termin zum anderen kommen“, meint Fabian Strauch. Der Abiturientin Linda Claßen geht es nicht anders: „Mit dem Auto bin ich flexibel und nicht so abhängig von Fahrplänen. Klar ist ein Tablet-Computer echt klasse – aber ich würde doch eher ein Auto kaufen, weil ich damit überall hinkomme.“
Infos:
Die Kosten für einen Führerschein hängen meist vom Talent des jeweiligen Fahrschülers ab. „Es gibt Leute die kommen mit 1200 Euro aus, manche bezahlen 2500 Euro“, sagt Fahrlehrer Andreas Küper. Ein Preis um die 1500 Euro sei der Durchschnitt.
Die Beantragung bei der Stadt kostet für einen Führerschein ab 18 Jahren 43,10 Euro. Die Ausstellung einer Fahrerlaubnis für das begleitete Fahren ab 17 ist etwas teurer. Der Preis liegt bei 51,10 Euro. Pro Begleitperson erhöhen sich die Kosten um jeweils zehn Euro.