Saarbrücken. . Wer gehofft hatte, seinen Fahrlehrer nach der Prüfung nicht mehr wiedersehen zu müssen, könnte bald enttäuscht werden. Die Regierung plant eine Nachschulung für Fahranfänger. Schuld ist die hohe Zahl an Verkehrstoten und Unfällen bei jungen Leuten.

Fahranfänger müssen künftig möglicherweise nach erfolgreicher Führerscheinprüfung noch einmal Fahrstunden mit einem Fahrlehrer nehmen. Das Bundesverkehrsministerium erklärte am Mittwoch in Berlin, dass die Einführung von sogenannten Feedback-Fahrten als Teil eines Gesamtpakets geprüft werde. Ziel ist es, die Unfallzahlen bei Fahranfängern zu senken.

Inwieweit eine zweite Ausbildungsphase nach dem Erwerb der Fahrerlaubnis "notwendig und sinnvoll ist, steht noch nicht fest", erklärte das Verkehrsministerium. Welche Einzelmaßnahmen sinnvoll und umsetzbar seien, werde noch geprüft. Die "Saarbrücker Zeitung" hatte zuvor berichtet, dass Fahranfänger nach Plänen von Union und FDP künftig nach Erhalt des Führerscheins noch einmal eine oder zwei Fahrstunden mit einem Fahrlehrer nehmen sollen.

Das Bundesverkehrsministerium gab nach eigenen Angaben bei der Bundesanstalt für Straßenwesen ein "Rahmenkonzept zur Fahranfängervorbereitung in Deutschland" in Auftrag. Die "Feedback-Fahrten" werden einem Ministeriumssprecher zufolge innerhalb dieses Konzepts geprüft. Im Spätsommer oder Herbst seien erste Ergebnisse zu erwarten. Als Maßnahmen zur höheren Sicherheit von Fahranfängern bestehen bislang das "begleitete Fahren mit 17" und das "Alkoholverbot für Fahranfänger".

Führerschein soll nicht teurer werden

Vorbild für die Regelung solle Österreich sein, wo Wiederholungsfahrten nach drei Monaten Pflicht seien, um falsche Angewohnheiten beim Autofahren zu beseitigen. „Österreich hat mit dem nachbereitenden Schulungskonzept seit 2003 gute Erfolge erzielt“, bestätigte CDU-Verkehrexperte Gero Storjohann die Pläne gegenüber der Zeitung. So gebe es dort in der Altersgruppe junger Fahrer 30 Prozent weniger Unfälle.

FDP-Experte Oliver Luksic sagte dem Blatt, das Vorhaben müsse rasch in einem Bundesland getestet „und bei positiven Ergebnissen verpflichtend eingeführt werden, um die zu hohe Zahl von Verkehrstoten und Unfallopfern bei jungen Fahrern zu senken“. Durch eine Straffung der Theorieausbildung und günstige Prämienmodelle der Versicherungen könne verhindert werden, dass der Führerschein dadurch teurer werde.

"Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger", sagte Luksic zur Philosophie des Ansatzes. Es gehe darum, dass die Fahranfänger selbst ihre Fehler sähen. Er räumte zugleich ein, dass mit einer moderaten Erhöhung der Preise zu rechnen sei. Er plädierte aber zugleich für Reduzierungen vor der Prüfung. Luksic regte zudem zunächst einen Modellversuch in den Ländern an.

ACE: "Forderungskatalog der Fahrlehrerlobby"

Der ADAC sprach sich grundsätzlich dafür aus, weitere Maßnahmen zur besseren Ausbildung von Fahranfängern einzuführen. "Die Diskussion ist angestoßen. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert, schnellstmöglich eine entsprechende Initiative zu starten", erklärte ADAC-Vizepräsident Ulrich Klaus Becker. Junge Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren stellten unverändert die Hauptrisikogruppe im Straßenverkehr dar.

Der Auto Club Europa (ACE) äußerte dagegen Zweifel am Erfolg von "Feedback-Fahrten" nach bestandener Fahrprüfung. "Zusätzliche Pflichtstunden hinterm Steuer entstammen dem Forderungskatalog der Fahrlehrerlobby", erklärte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Er plädierte stattdessen dafür, den Kreis der Teilnehmer am begleiteten Fahren ab dem 17. Lebensjahr zu erweitern. (afp)