Mülheim. .
Selbst wenn die Zukunft des 3,7 Mio teuren Naturbads Styrum ungewiss ist, die Alternativen haben es schwer: Der Düsseldorfer Kinderfreizeitparkbetreiber Bobbolino will das Gelände mieten, beklagt aber mangelndes Interesse und voreiliges Abwiegeln seines Konzepts von Seiten der Politik. Dabei habe es anfangs positive Signale des Mülheimer Sportservices gegeben. Geschäftsführer Thomas Glisin macht im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Dennis Vollmer nun weitere Zugeständnisse an die Stadt: mehr Miete und Fläche für das Ruhr-Reggae-Festival.
Herr Glisin, warum muss es für ihren Freizeitpark Mülheim sein?
Thomas Glisin: Wir haben nach einem Freibadgelände gesucht und in der Presse gelesen, dass das Bad geschlossen werden könnte. Dann nahmen wir Kontakt zu Herrn Edlich vom Mülheimer Sportservice auf und erfuhren bei einem Termin vor Ort, das Ende des Bades sei so gut wie beschlossen. Der Standort ist sehr schön, er hat die richtige Größe, die Infrastruktur – Parkplätze und Verkehrsanbindung – stimmt, das Umfeld Duisburg, Essen passt, Toiletten sind da und, das ist entscheidend, wenn man Geld in die Hand nimmt: Es gibt in den nächsten 100 Kilometern keinen weiteren Freizeitpark.
Hat Ihnen der MSS zugesagt, dass das Bad geschlossen wird?
Glisin: So habe ich es verstanden. Der MSS sagte mir: Es sei beschlossen, dass es nächstes Jahr nicht mehr in Betrieb genommen werde, man wolle nur noch bis zum Herbst warten, wie die Zahlen sind. Ich bin aber Wirtschaftler und kenne mich mit politischen Beschlüssen nicht aus.
Doch bereits vor der Vorstellung des Konzepts im Sportausschuss gab es Kritik.
Glisin: Die MBI haben kritisiert, dass wir das Gelände gleich für zehn Jahre pachten wollen. Aber wer investiert, möchte ja das Geld wieder rausholen können und am Ende auch ein paar Mark daran verdienen. Die Grünen haben den Park als „besseren Kinderspielplatz“ abgetan. Das hat mich geärgert.
Was ist denn der Unterschied zu Ihrem Konzept?
Glisin: Der Besucher zahlt einmal Eintritt, rund 7 Euro, und kann den Park dann den ganzen Tag vielseitig nutzen: Es gibt große Attraktionen wie Klettervulkan, Wackelberg, Riesenhüpfburg und mehr, wo Kinder sich viel bewegen können. Aber auch eine Kettcarbahn, zwei Minigolfanlagen, Fuß- und Beach-Volleyball. Überall auf dem Gelände sind Trampoline und überdachte Grillplätze aufgestellt, damit man in der Nähe der Kinder sein kann, und sich nicht gegenseitig stört. Das Kinderbecken bleibt, den Nichtschwimmerbereich rüsten wir um mit einem Bootssteg. Kinder können dort mit „Power Paddler“ fahren, an den Seiten darf man mit Wasserkanonen auf Boote schießen. Aber noch einmal zum Eintrittspreis: Wir wollen sozialverträgliche, ermäßigte Tickets für Familien und Großfamilien anbieten.
Den Mülheimern fehlt dennoch ein Bad.
Glisin: Wir haben lange überlegt, ob wir Freibad und Park kombinieren können, glauben aber, dass es nicht funktioniert. Die Kosten für Personal, Sicherheit, Reinigung wären hoch, und die Kundschaft ist eine andere. Dort kommen zum Beispiel auch ältere Jugendliche hin, die eventuell heimlich ihren Alkohol mitbringen, vielleicht die Kleineren ärgern. Das passt nicht zur Altersgruppe des Parks, die zwischen zwei und 14 Jahren liegt.
Was springt dabei für die Stadt heraus?
Glisin: Wir sind in Düsseldorf mit einer 2000 qm Indoor-Anlage seit 2003 sehr erfolgreich: Wir haben im Jahr ca. 160.000 Besucher und uns erweitert. In Mülheim rechnen wir mit etwa 100.000 Besuchern. Die Stadt würde durch Gewerbe- und Umsatzsteuern profitieren. Wir schaffen zehn neue Vollzeitarbeitsplätze. Der Park hätte auch einen Werbeeffekt für Mülheim.
Kritisiert wurde bislang besonders die geringe Miete von 2500 Euro im Monat. Die Stadt hat 3,7 Mio ins Bad investiert.
Glisin: Die Stadt spart auch die hohen Betriebskosten für das Bad. Aber über die Miete ließe sich reden. Wenn es gut läuft, sind wir nach zwei Jahren bereit, 5000 oder 10.000 Euro zu zahlen. Auch für das Ruhr-Reggae-Festival wollen wir eine Lösung finden und den Park für diese Zeit zur Verfügung stellen.
Und wenn der Park nicht funktioniert?
Glisin: Wir werden das Gelände so zurückbauen, wie es war. Die Stadt hat nicht viel zu verlieren und kann das Bad wieder betreiben.
Und der Vertrag mit der Stadt?
Glisin: Er müsste natürlich so sein, dass wir in diesem Fall wieder raus können.
Die Politik hat auf Ihre Einladung, sich eine ähnliche Anlage in Aachen anzuschauen, nicht reagiert. Wagen Sie noch einen Versuch?
Glisin: Nein. Wenn wir sehen, dass es hier keine Chancen gibt, lassen wir es sein. Es gibt noch ein interessantes Gelände in Wuppertal und eines im Umfeld von 25 Kilometern, das wir sofort haben könnten. Mülheim wäre für uns aber die bessere Lösung und für die Stadt wäre es eine einmalige Chance, die nicht wiederkommt.