Mülheim.
Während die Makler trommeln und gerade auch Mietwohnungen derzeit als Renner ausmachen, beurteilt die Vermieterbranche die aktuelle Lage deutlich anders: Die Stadt schrumpft, und der Wohnungsmarkt wächst immer weiter.
In den vergangenen 15 Jahren hat Mülheim rund 8000 Einwohner verloren, betonen Robert Kunz und Thomas Vocke, Geschäftsführer der SWB-Service- und Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft. Gleichzeitig habe jedoch der Bestand um 5400 Wohnungen zugenommen. Die beiden Chefs der SWB sehen derzeit eine „Überdeckung“ von 8220 Wohnungen in Mülheim.
Wohnungen werden modernisiert
„Der Markt wird nicht einfacher“, sagt Kunz. Denn zugleich steigen die Erwartungen der Mieter, die sich aus dem Überhang das Beste aussuchen können. Und es wachsen die Anforderungen der Gesetzesgeber, gerade in Sachen Energieeinsparung. Für die Wohnungsbaugesellschaften erschwert das die Lage zusätzlich, denn die Mieten ließen sich nicht in dem erforderlichen Maß steigern, so Vocke. Mit 4,75 Euro bietet die SWB bewusst eine vergleichsweise günstige Netto-Kaltmiete an.
Der Druck des Marktes spiegelt sich in den Investitionen wider: „Schlechte Fassade, altes Treppenhaus – dann gehen die Leute gleich wieder“, sagt Kunz. Also wird saniert: Neue Fassaden, Wärmedämmung, erneuerte Treppenhäuser, neue Elektrik, neue Heizungen, neue Bäder, Balkone, Um- wie Ausbauten – 161 Millionen Euro hat die SWB in den vergangenen zehn Jahren in die Modernisierung ihrer Wohnungen investiert, allein 17,4 Millionen im vergangenen Jahr und auch in diesem sollen es 18 Millionen werden. „Eine Daueraufgabe“, so Kunz.
Ständiger Wechsel an Mietern
Und trotz der ständigen Auffrischung kämpft das Unternehmen mit Leerständen und einem ständigen Wechsel an Mietern. 2,9 Prozent beträgt die Leerstandsquote, das entspricht etwa 250 Wohnungen, und drückt den an sich erfreulichen Jahresüberschuss auf eine halbe Million. Es gab Zeiten, da sah die Lage für die SWB düster aus, war die Leerstandsquote viel höher, vor allem am Hans-Böckler-Platz. „Heute haben wir hier ein intaktes Quartier“, heißt es.
Von den gut 1000 Auszügen, die die SWB jährlich zu verkraften hat, lassen sich viele nicht beeinflussen: Pflegebedürftigkeit spielt eine große Rolle, aber auch ein beruflicher Wechsel in eine andere Stadt.
Der Markt wächst und mit ihm die Konkurrenz. Kunz und Vocke setzen auf mehr Marketing, wollen demnächst ganze Fassaden mit Mülheimer Motiven gestalten und die Kunden von Morgen bei Modernisierungen mehr einbinden. Wie? Wer will, kann sein Bad mit auswählen: rund, eckig, weiß, beige – auch das soll ziehen.