Mülheim. .
Mülheim – Südost-Tunesien und zurück: Diesen Weg nahm Christian Windfeder auf einer privat organisierten Hilfstour. Mit einigen Freunden hat er zig Tonnen Lkw-Ladung an libysche Flüchtlinge verteilt und zugleich wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Schnell entschlossen hatte der 44-Jährige, ein passionierter Rallyefahrer, mit etwa zehn Bekannten aus der Motorsportszene das Projekt auf die Räder gestellt (wir berichteten): Sie sammelten Spenden, beluden fünf Allrad-Lkw mit insgesamt mehr als 30 Tonnen Hilfsgütern und steuerten ab 22. Juni das tunesisch-libysche Grenzgebiet an, das sie nach fünf Tagen auch erreichten.
Erste Anlaufstelle wurde die Kleinstadt Tatouine, wo – laut Windfeders Schilderung – die selber sehr einfach lebende tunesische Bevölkerung rund 6000 Libyer privat aufgenommen hat. Die weit gereisten Helfer stellten fest: „Die Hilfsbereitschaft ist enorm, die Solidarität über Landesgrenzen, religiöse und ethnische Unterschiede hinweg unglaublich. Wir haben überall fröhliche Menschen getroffen.“
Enorme Versorgungsengpässe
Obwohl es enorme Versorgungsengpässe, für niemanden mehr als das Existenzminimum gibt. „Die Leute dort organisieren den ganzen Tag. Manche sind mit Eselswagen unterwegs und versuchen, von Nachbarn Brot oder andere Lebensmittel zu bekommen.“
Diese erhellende Beobachtung prägte den gesamten Verlauf ihrer Tour, die sich insgesamt über zehn Tage und rund 5000 Streckenkilometer (zu Wasser und zu Land) hinzog. Später ging es weiter in die Gegend um den Ort Remada, wo die Rallyefahrer mit ihren schweren Privatfahrzeugen auch das UNHCR-Camp für Kriegsflüchtlinge besuchten.
Beim Rundgang“, so Christian Windfeder, „haben uns die Helfer dort gesagt: ,Wir sind gut versorgt. Verteilt eure Sachen lieber in der Bevölkerung!’“ Was sie dann taten, an 14 verschiedenen Stellen, u.a. auch auf der Insel Djerba, wobei sie von der guten Organisationsleistung vor Ort verblüfft waren: Es gibt zentrale Ausgabestellen für Essen, Kleidung, Hygieneprodukte. Von verzweifelten Verteilkämpfen, die Windfeder und Co. zuvor befürchtet hatten, spürten sie nichts, „es wurden gar Dinge zurückgegeben, etwa Spielsachen, wenn diese an einer Stelle schon vorhanden waren.“
Die alltägliche Not ist groß
Die alltägliche Not, vor allem in abgelegenen Siedlungen, ist dennoch groß. Wie soll es auch anders sein, wenn Kinder und Jugendliche die glühend heißen Wüstentage in Zelten totschlagen müssen? Wenn, ein besonders eindringliches Beispiel, eine tunesische Bauernfamilie etwa 60 libyschen Familien in ihren Stallgebäuden Zuflucht gewährt? „Wir hätten noch zehn, besser 15 weitere Lkw gebraucht“, sagt Christian Windfeder, als er wieder zu Hause in Mülheim ist.
Unter den Flüchtlingen vor Ort hätten sie viele gebildete Leute angetroffen, Ärzte, Wissenschaftler, hätten auf Englisch oder Französisch mit ihnen gesprochen. „Alle wollen zurück nach Hause. Sie gehen davon aus, dass man Gaddafi in den nächsten sechs Monaten aus dem Land vertreiben kann.“ Hoffnung, die viele Libyer nährt.
Weiterer Hilfskonvoi geplant
Die Rallyefahrer planen derweil für September den nächsten Hilfskonvoi, der vier Lkw umfassen soll, vor allem mit Medikamenten und medizin-technischem Gerät. Auch Rollatoren würden gebraucht: „Wer denkt schon an sowas?“, meint Windfeder. Auch wollen sie nächstes Mal säckeweise Reis mitnehmen statt Nudeln, da diese in arabischen Ländern eher unbekannt sind.
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Tour: „Wir werden künftig mit den Leuten vor Ort stärker kommunizieren, zum Beispiel über Facebook. Dann können sie uns konkret sagen, was sie brauchen.“
Spenden willkommen
Die Tunesien-Tour soll keine einmalige Sache bleiben, sondern es sind weitere Transporte geplant, für die derzeit – möglichst nach Absprache – Spenden gesammelt werden. Kontakt über: christian.windfeder@Qmarketing.de oder Tel. 3015-104.