Mülheim. .
Im November war Christian Windfeder zuletzt in Tunesien, da ging es um Geschwindigkeit, beherrschbares Abenteuer, teuren Spaß. Am 22. Juni will sich der Mülheimer Rallyefahrer erneut auf den Weg machen, diesmal als Mitglied eines privaten Hilfskonvois.
Zwölf Leute ziehen bei der Aktion mit, Motorsportfreunde, die schon oft in Tunesien gestartet sind, dem „führenden Gastgeberland deutschsprachiger Wüstenrallyes“, so Windfeder. Er selber fuhr dort 1990 seine erste Motorrad-Tour. Natürlich haben sie durch Fernsehbilder und das Internet erfahren, dass im Grenzgebiet zu Libyen zigtausende Menschen in Flüchtlingscamps leben, unter schlimmen Bedingungen.
Und dann machte der Bericht eines Lagerarztes in der Rallyegemeinde die Runde, mit Fotos, die eine befreundete Medizinerin vor Ort aufgenommen hat. „Das geht einem schon ans Herz“, sagt Christian Windfeder, Vater von drei Kindern im Teenageralter. So oft hätten sie in Tunesien Gastfreundschaft genossen, dass sie nun eine moralische Verpflichtung spüren: „Uns geht es allen gut“, erklärt der 44-Jährige, Mitinhaber einer großen Marketingagentur in Saarn, „jetzt wollen wir dem Land etwas zurückgeben.“
Helfen steht auf dem Programm
Zu diesem Zweck holen sie nun fünf geländegängige Allrad-Lkw aus den Garagen, darunter zwei MAN KATs und ein Sattelzug. In Rallye-erprobten Zweierteams wollen sie ab Mittwoch zunächst bis Genua fahren, dann per Fähre nach Tunis übersetzen und von dort die schwierige Wüstenstrecke zu zwei Flüchtlingscamps in Angriff nehmen. In einem davon, etwa 60 km vor der libyschen Grenze, leben schätzungsweise 22 000 Menschen. „Unser Vorteil ist“, so Windfeder, „wir kennen uns in der Gegend aus.“
Die Aktion wirkt spontan und fix, läuft gerade mal seit zwölf Tagen. Doch mit mehr als 20 Tonnen gesammelten Hilfsgütern können sie die schweren Wagen beladen. Christian Windfeder zählt auf: „Bergeweise Kleidung, zwei oder drei Rollstühle, zwei Krankenbahren, OP-Besteck, sehr viele Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Olivenöl, Töpfe sowie faltbare Wassertanks, die mehrere 1000 Liter fassen.“ Zudem kamen über 24 000 Euro an Geldspenden zusammen, von denen sie vor Ort, da dies billiger ist, Medikamente kaufen wollen.
Aber auch Spielzeug und Malblöcke haben die Wüstenfahrer im Gepäck: „In den Camps leben sehr viele Frauen mit Kindern, die zur Traumabewältigung nur Langeweile haben.“ Schon am Montag wird es ernst für den privaten Hilfskonvoi, wenn die bepackten Lkw eine Zollkontrolle durchlaufen. Acht Tage wollen die Fahrer vor Ort bleiben und die Ladung persönlich verteilen. Dass dies kritisch werden kann, ist ihnen klar, daher wollen sie sich in den Camps von Mitarbeitern des Roten Halbmondes Tunesien begleiten und unterstützen lassen.
Spenden sind willkommen
Die Aktion soll, wenn alles klappt, eine Fortsetzung finden. „Unser Ziel ist“, sagt Christian Windfeder, „dass künftig zu jeder Rallye, die in Tunesien stattfindet, ein oder zwei Hilfs-Lkw mitfahren.“
Geldspenden für Medikamente sind willkommen
Wer sich an der Hilfsaktion noch mit Spenden beteiligen möchte, erreicht Christian Windfeder unter Tel. 3015104 oder per Mail: christian.windfeder@Qmarketing.de. Lieber als Sachspenden wäre den Organisatoren Geld, um Medikamente kaufen zu können.