Mülheim. .
Von der Basis ins Ministerium: Für Andrea Hankeln, 48, sind die letzten 14 Tage in ihrem Büro an der Wallstraße angebrochen: Die Geschäftsführerin des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE) wechselt ins NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.
Nach dem Bergurlaub mit ihrem Mann und der zehnjährigen Tochter Lara wird sich Andrea Hankeln ab dem 15. August in Düsseldorf weiterhin um das bürgerschaftliche Engagement kümmern. Als Referatsleiterin obliegt ihr dann auch das Engagement von Unternehmen.
Reizvoll ist für die gebürtige Winterbergerin, dass sie weiterhin in einem Bereich arbeiten wird, an dessen Basis sie in den letzten sieben Jahren in Mülheim viele Erfahrungen gesammelt hat. Die neue Aufgabe wird nicht so unmittelbar, so nah dran sein wie in Mülheim, das weiß sie. Doch auch im Ministerium wird sich Andrea Hankeln wie beim CBE damit beschäftigen, wie man die Rahmenbedingungen von Ehrenamt und Engagement weiter verbessern kann.
Kommunen unterstützen
Einen Schwerpunkt ihrer neuen Aufgabe sieht sie darin, Kommunen zu unterstützen, zu begleiten, ehrenamtliches Engagement möglich zu machen. „Das bürgerschaftliche Engagement findet ja nicht auf Landesebene statt, sondern lokal.“ Und lokal, vor Ort in der eigenen Stadt, kann man mit Ehrenamtlern viel erreichen – das hat Andrea Hankeln in Mülheim gelernt. Ihre persönliche Bilanz: „Die Menschen sind dafür aufgeschlossen, sich zu engagieren. Wichtig ist, was man ihnen anbietet. Und dass die Rahmenbedingungen stimmen.“
Dafür hat das CBE in den letzten Jahren gesorgt: Dass Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich betätigen wollen, beraten werden, dass sie Ansprechpartner haben, aber auch, und das ist für Andrea Hankeln ganz wichtig, dass die Menschen auf Augenhöhe behandelt werden, dass sie ihre eigenen Ideen einbringen können. „Wenn alles stimmt, ist es ganz erstaunlich, mit wie viel Engagement sich die Menschen einsetzen.“
Die Gesellschaft hat sich verändert
Das Ehrenamt wird in Zukunft noch wichtiger werden, davon ist Andrea Hankeln überzeugt. Die Gesellschaft hat sich verändert, Strukturen wie Familie und Nachbarschaft sind nicht mehr überall vorhanden, Menschen setzen sich nicht mehr automatisch füreinander ein. Es kommt zu Vereinzelungen, mehr Mobilität sorgt auch für weniger starke soziale Bindungen. Projekte des CBE – Lernallianzen oder Ausbildungspaten – sorgen für eine Begegnung zwischen junger und älterer Generation. Es profitieren beide Seiten davon. „Die Jüngeren erleben das große Erfahrungswissen der Älteren, und die wiederum merken, dass die junge Generation sehr wohl zu motivieren ist“, weiß Andrea Hankeln aus Erfahrung. „Das führt meiner Überzeugung nach zu einer Stabilisierung der Gesellschaft.“
Übrigens ist in Mülheim das Ehrenamt nicht nur etwas für Rentnerinnen: Etwas über die Hälfte der rund 300 Ehrenamtler sind über 50 Jahre alt, der Rest jünger. Der Anteil von Frauen und Männern ist relativ ausgewogen. „Das liegt daran, dass es in unseren Projekten eine große Freiheit gibt, das eigene Wissen und Können weiterzugeben“, sagt Andrea Hankeln. Wenn auch bei den Schulprojekten überwiegend Menschen in der nachberuflichen Phase arbeiten, so stehen viele der Ausbildungspaten voll im Beruf. Nicht wenige Ehrenamtler nehmen sich sogar ein paar Stunden in der Woche für den Dienst am Menschen frei.
„Gelebte Demokratie“, sei das, sagt Andrea Hankeln. Daran will die Düsseldorferin, die Amerikanistik und Spanisch auch im Ausland studiert hat, im neuen Job weiter arbeiten. Und dabei auch auf Firmen zugehen. „Viele Unternehmen sind bereit, für ihr lokales Umfeld etwas zu tun“, ist sie überzeugt.