Mülheim. .

Jörg Deußen hat preußische Qualitäten. Er achtet auf Genauigkeit und Pünktlichkeit. Sorgsam wählt der 74jährige Wort für Wort, setzt die Wörter behutsam hintereinander, wenn er spricht. Aber der Herr der alten Schule hat auch Humor. Seine Schüler mögen ihn.

Deußen engagiert sich unermüdlich in der Hauptschule Bruchstraße in Eppinghofen, gibt kostenlosen Nachhilfe-Unterricht, unterrichtet ehrenamtlich Mathematik und Physik. Wenn man weiß, wo Jörg Deußen herkommt, versteht man, warum er so ist, wie er ist. Er wuchs in der Nähe von Potsdam auf, verbrachte dort seine ersten neun Lebensjahre unter der Hitler-Diktatur und erlebte den Zweiten Weltkrieg mit. Diese harten Jahre haben den Mülheimer Senior ein Stück weit geprägt. Das Thema hat ihn nie losgelassen. Wohl auch deshalb vermittelt Jörg Deußen seinen Schülern gerne auch immer wieder einmal in seinen Unterrichtsstunden, wie er diese Zeit seiner Kindheit als Augenzeuge erlebt hat, ganz hautnah.

Dreimal die Woche Mathematik und Physik

Aber hauptsächlich bringt Deußen seinen besonders motivierten Schülern nach ihrem normalen Unterricht mittags Mathematik und Physik bei, dreimal in der Woche, jeweils zwei Stunden, in Kleingruppen von drei Schülern. Da geht es dann um Potenzen und Wurzeln, Zuordnungen und Dreisätze, Prozent- und Zinsrechnung, Berechnungen an Körpern wie Quadern und Zylindern, Thermen und Gleichungen. Und natürlich um den berühmten Satz des Pythagoras. Auf diesen Gebieten ist der rüstige Rentner ein echter Experte: Denn Deußen ist kein Historiker, sondern Naturwissenschaftler, ein Mann exakter Zahlen.

Deußen studierte nämlich Ingenieurwissenschaften an der TH Aachen. Unmittelbar nach dem Studium bekam Deußen eine Anstellung bei der Firma Dietz in Saarn, die Rechenmaschinen entwickelte und baute. Danach arbeitete er 30 Jahre bei der Firma Brabender in Duisburg-Wanheimerort. Seinen Ruhepunkt fand er in Saarn und bei seiner Ehefrau, einer Kölnerin.

Anschaulicher Unterricht in kleiner Runde

Nachdem Jörg Deußen 2001 in den Ruhestand ging, nahm er Kontakt zum Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) auf. Ab 2006 unterrichtete er erstmals ehrenamtlich Mathematik und Physik: An der Hauptschule Kleiststraße in Heißen. Seinen anschaulichen Unterricht in kleiner Runde lockerte Deußen damals mit Kursen über Astronomie oder Schifffahrtskunde auf. Da ging es um Sterne und Planeten, Seemannskarten und -knoten. Das hat seinen Grund: Denn Deußen und seine Ehefrau haben viele Interessen und Hobbys, u.a. besitzen die Eheleute einen alten Fischerkutter im Hafen von Leer, mit dem das Paar gerne aufs Meer, auf die Nordsee fährt. Deußen nahm seine Schüler auch zu Exkursionen mit. Die waren begeistert.

Marlies Rustemeyer vom CBE kann über ihren Ehrenamtler nur das Beste sagen: „Mit seiner Hilfe wurden viele Schüler erfolgreicher.“