Die Friedrich-Wilhelms-Hütte stellt sich auf ein weiteres Krisenjahr ein. Geschäftführer Heinz Wiebelhaus schließt aber betriebsbedingte Kündigungen aus.
Die Geschäftsführung der Friedrich-Wilhelms-Hütte schwört ihre Belegschaft auf ein weiteres schwieriges Geschäftsjahr ein. Die Festangestellten der rund 580 Beschäftigten im Stahl- und Eisenguss und die 50 Auszubildenden sollen aber nicht um ihren Job bangen müssen. Geschäftsführer Heinz Wiebelhaus verspricht: „Wir schaffen es ohne betriebsbedingte Kündigungen, die Krise zu überwinden.”
Sieben fette Jahre hat die Friedrich-Wilhelms-Hütte (FWH) hinter sich. Nach der Eingliederung als selbstständige Gesellschaft in die Georgsmarienhütte Holding im Jahr 2001 hat die FWH stets schwarze Zahlen geschrieben, der Umsatz hat sich bis zum Superjahr 2008 kontinuierlich gesteigert, mehr als 20 Millionen Euro sind in den Standort Mülheim investiert worden. Das alles sei doch „eine dolle Aussage”, so Wiebelhaus. Im Eisen- wie im Stahlguss, seit 2006 als getrennte Gesellschaften mit eigenen Geschäftsführern für Technik und Vertrieb aufgestellt, gebe es „eine sehr solide Basis”.
Das Fundament steht so sicher, dass man glaubt, die Krise ohne betriebsbedingte Kündigungen zu überstehen. Das wäre enorm, zumal nach dem Superjahr 2008 seit Mitte dieses Jahres kräftige Umsatzeinbrüche zu beklagen sind. Das Boomjahr 2008, dessen Ergebnis laut Geschäftsführung einmalig gewesen ist, außer Acht gelassen, liegt die FWH zurzeit 25 % unter dem Umsatz der „Normalsituation”. Im Stahlguss werden für 2010 weitere Einbußen in der Tonnage prognostiziert.
In der Krisensituation ist die FWH nun froh, in der Zeit der vollen Auftragsbücher mit flexiblen Beschäftigungsmaßnahmen hantiert zu haben. „Extreme Mehrarbeit”, auf Arbeitszeitkonten geparkt, schütze die Stammbelegschaft nun ebenso vor Kündigungen wie die Tatsache, dass man bei Auftragsspitzen nicht den Stamm der festen Mitarbeiter erweitert, sondern mit Leiharbeit operiert habe. Jetzt, so Wiebelhaus, zeige sich, dass dies „der absolut richtige Weg” gewesen sei. Freilich: Von der Leiharbeit trennt sich die FWH zunehmend. Im Eisenguss waren bis zu 35 Leiharbeitnehmer beschäftigt, heute niemand mehr. Im Stahlguss hat die Hütte die Leiharbeit von 80 auf aktuell 60 Personen runtergefahren.
Kurzarbeit muss aber doch gefahren werden, vor allem die vorderen Produktionsstufen sind betroffen; der Eisen- stärker als der Stahlguss. Eisenguss-Geschäftsführer Reiner Eschen bereitet vor allem die Krise in der Schiffsbaubranche Sorgen, für die die FWH arbeitsintensiv große Zylinderblöcke produziert. Deutlich wächst weiter das Geschäft mit der Windenergiebranche, obwohl einige Offshore-Projekte zunächst auf Eis gelegt seien. Dr. Ingo Geissler, Geschäftsführer im Stahlguss, muss zurzeit vor allem auf Aufträge aus dem Bereich der Erdölgewinnung verzichten. Das Reparaturgeschäft laufe schleppend, auch die Erkundungsaktivitäten seien gering – Folge: Weniger Bauteile der FWH werden nachgefragt.
Trotzdem: Die Hütte bleibt aufgrund ihrer breiten Produktpalette optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass wir 2011 das Tal der Tränen durchlaufen haben”, so Wiebelhaus. „Unsere mittelfristige Zukunft ist ausgesprochen positiv, insbesondere im Eisenguss sind wir mit unseren Produkten für die Energietechnik, vor allem für die Windenergie, in einem deutlich prosperierenden Bereich tätig.”
So hofft Wiebelhaus trotz andauernd trüber Geschäftsaussichten zwei weitere positive Tatbestände auch in 2010 aufrechtzuerhalten: Tariftreue und Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus.