Mülheim. . Es sind kleine Mosaiksteine, die Roy, Julian und die anderen an die Wand kleben. Zusammengesetzt ergeben sie ein Kunstwerk. „Diese Schule ist unsere Heimat – und die geben wir nicht auf“, meint Gabriele Klar, Leiterin der Hauptschule Bruchstraße.
Über Jahre hinweg habe die Stadt versäumt, in das marode Gebäude zu investieren. „Nun machen wir es uns selber schön.“ Unter Anleitung des Künstlers Alfred Dade gestalten die Schüler der Klassen sieben bis zehn den Eingang ihrer Schule mit Mosaiken. „Kulturwerkstatt“ heißt das Projekt, mit dem die graue Fassade wieder bunt werden soll.
Denn der aktuelle Schulentwicklungsplan verkündet nichts Gutes für die Hauptschule. Ginge es nach der Wirtschaftlichkeit, würde sich ein Abriss (480 000 Euro) mehr lohnen, als das Gebäude weiter zu betreiben. Der Sanierungsbedarf liegt bei 4,5 Millionen Euro. Diese Zahlen spornen Schüler und Lehrer an, die Gestaltung ihrer Lernumgebung selbst in die Hand zu nehmen. So sind sie stets auf der Suche nach Sponsoren – die sie auch für dieses Projekt gefunden haben: Ein Baumarkt stellte Material zur Verfügung, Fliesen, Spachtel, Kleber, Schneidemaschine.
Berufsorientierung nebenbei
Julian freut sich, seine Schule Scherbe für Scherbe schöner zu machen. Der 13-Jährige zerkleinert braune und weiße Fliesen und setzt sie an der Wand zu einem Motiv zusammen. „Es macht Spaß, sich kreativ auszutoben.“ Die Muster erinnern an den Künstler Hundertwasser, den sich die Schüler zum Vorbild für ihre Arbeit genommen haben. „Trotzdem fließen eigene Ideen ein, die Jugendlichen brauchen viel Fantasie für diese Arbeit“, erklärt Künstler Alfred Dade. Nebenbei hilft das Fliesenkleben auch bei der Berufsorientierung. „Sie praktizieren Kunst, müssen kreativ arbeiten und lernen gleichzeitig das Handwerk.“
„Vorher haben wir im Unterricht Bilder entworfen, die wir nun an die Wand bringen“, erklären Marko (15), Roy (17) und Perparen (15) aus der zehnten Klasse. Sie können sich gut vorstellen, später mal eine Ausbildung zum Fliesenleger oder Maler zu machen. Nun konzentrieren sie sich aber erst auf die Schulverschönerung. Häuser-Motive sollen die noch graue Wand zieren. Perparen trägt mit einem Spachtel den Kleber auf, Marko drückt das rote Dreieckdach fest. Fliese für Fliese – bis kein Grau mehr zu sehen ist.