Mülheim. . Nachhilfeunterricht ist für sozial benachteiligte Familien oft zu teuer. Daher bietet das Diakonische Werk in Mülheim Nachhilfe gratis an - bisher dank Spenden. Nun hat die Diakonie einen Antrag auf Unterstützung aus dem Bildungspaket gestellt.
Nachhilfe: Manche Institute nehmen viel Geld dafür, in der Familienstation des Diakonischen Werkes gibt es sie gratis. Bislang machen Spenden dies möglich, nun hofft man auf Mittel aus dem Bildungspaket. Für Kinder wie Princess: Die Achtjährige, auf deren Kopf bei jeder temperamentvollen Bewegung geflochtene Zöpfchen mit fantastisch bunten Perlen hüpfen, kommt immer dienstags hierher, um besser Rechnen zu lernen. Eine Stunde Nachhilfe hat die Grundschülerin pro Woche, damit sie in der zweiten Klasse den Anschluss nicht verliert.
"Wir arbeiten auf Vertrauensbasis"
Macht ihr Mathematik mittlerweile Spaß? „Nein.“ Klappt es denn schon besser? „Ja.“
Bei Arthur, der ebenso jung ist, hakt es eher in punkto Schreiben. Wenn er Nachhilfe hat, werden einfache Diktate trainiert.
Deutsch und Mathe sind die Hauptfächer beim kostenlosen Nachhilfeunterricht, den die Familienstation am Hagdorn seit Anfang 2010 anbietet. Etwa 50 Jungen und Mädchen nehmen daran teil: mehrheitlich Grundschüler(innen) und ganz überwiegend aus Familien, die sich bezahlte Förderstunden schwerlich leisten könnten.
Kontrolliert wird das Einkommen jedoch nicht: „Wir arbeiten auf Vertrauensbasis“, sagt Sonja Hartmann, die alle Schulangebote im Hause koordiniert, „und orientieren uns an den Bedürfnissen des Kindes.“ Es gebe in jedem Fall ein persönliches Erstgespräch mit den Eltern. „Wir würden aber niemals sagen: Ihr Kind darf nicht kommen.“
"Wir wollen die Kinder spielerisch an den Computer heranführen"
Sie kommen also, in der Regel einmal pro Woche, „wenn ein Kind speziell für die Versetzung übt, erhöhen wir auch schon mal“, erklärt Diane Seeger. Die Diplom-Pädagogin arbeitet in der Familienstation gemeinsam mit einer studentischen Honorarkraft, einer Praktikantin und einem Ehrenamtlichen – er ist Ingenieur im Ruhestand.
Auch für die vier neuen Laptops musste die Familienstation nichts zahlen: Dank einer 2500-Euro-Spende der evangelischen Stiftung „Jugend mit Zukunft“ konnten die Rechner gekauft werden, samt passender Lernsoftware. „Wir wollen die Kinder spielerisch an den Computer heranführen“, sagt Diane Seeger. Außerdem sorge ein Methodenwechsel für Abwechslung.
Ein Antrag an die Sozialagentur wurde bereits gestellt
Bisher wird das Nachhilfeangebot, wie die gesamte Familienstation unter dem Dach der Diakonie, durch kirchliche Spenden am Leben gehalten. Seit neuestem gibt es bekanntlich das Bildungspaket für Kinder und Jugendliche, und während die berechtigten Familien nur zaghaft zugreifen, hat das Diakonische Werk seinen Antrag an die Sozialagentur schon gestellt: Man bewirbt sich als Kooperationspartner und hofft, die Nachhilfe zumindest teilweise mit Geldern aus dem neuen Programm refinanzieren zu können.
In 13 Grundschulen, über ganz Mülheim verteilt, koordiniert das Diakonische Werk die Offene Ganztagsbetreuung. Und darüber, das betonen die Mitarbeiterinnen, erreiche man auch viele Familien mit schmalem Budget: Die Leute, für die das Bildungspaket gemacht ist. „Wir rühren kräftig die Werbetrommel“, sagt Sabine Böger, stellvertretende Leiterin der Abteilung Soziale Dienst, „haben schon Anträge ausgedruckt, kopiert, weitergegeben und beim Ausfüllen geholfen.“ Und haben die Eltern ihre Anträge auch schon eingereicht? „Das hoffe ich doch.“