Die Schadensbilanz bleibt erschreckend: Fast 200 Millionen Euro müsste die Stadt Mülheim aufwenden, um in den kommenden Jahren die Schulbauten zu sanieren, zu modernisieren. In Eppinghofen könnte es zu spät sein, dabei war dort das Zukunftsmodell von Schule geplant.

Städte haben Schulbauten vernachlässigt, über Jahre, Jahrzehnte. Mit schlimmen Folgen: Ausgerechnet an der Bruchstraße haben Rat und Verwaltung Bruch zugelassen, als wäre der Name Programm. Der Hauptschule, die sich im Gegensatz zur landesweiten Absetzbewegung an Zuspruch erfreut, wird dies nun zum Verhängnis – und droht politisch zum Konflikt zu werden.

6,1 Millionen Euro, schreibt ein Schüler an die Tafel. Es ist jene Summe, die die Stadt mit Zinswetten verzockt hat. Das Geld ist weg, es wäre genau jene Summe, die die Schule in einem sozial schwierigen Umfeld dringend für ihre Sanierungen gebrauchen könnte: Aus Wänden bricht der Putz in großen Stücken heraus, das Metall an Türen ist zum Teil völlig durchgerostet, die Fenster vielfach undicht, die Toilettenanlagen empfanden die Schüler als solche Zumutung, dass sie einen Sponsorenlauf veranstalteten, um Geld für eine Modernisierung zu sammeln. In Mülheim bekannte erst kürzlich ein Politiker offen: „Ich würde in manchem Schulbau nicht einmal eine Ziege unterstellen.“

Die Eppinghofer Schule ist auch ein Beispiel dafür, wie leidensfähig Lehrer, Eltern und Schüler sind. „Wir haben immer auf Unterstützung, Verbesserung gehofft, sind immer wieder vertröstet worden“, sagt Gabriele Klar, die Schulleiterin. Die Stadt kann heute froh sein, dass die Schulgemeinde so zurückhaltend war. Man hätte auch Gesundheitsamt, Feuerwehr, Bauaufsicht einschalten können. Hat man nicht. Man hat sich auch nicht Bauhelme im Unterricht aufgesetzt wie im Karl-Ziegler-Gymnasium, um die Baufälligkeit für alle zu demonstrieren.

Am Gymnasium werden inzwischen Millionen verbaut. Und in Eppinghofen, wo ursprünglich das Zukunftsmodell von Schule schlechthin entstehen sollte? Vieles deutet darauf hin, dass im Zuge der jüngsten Schulentwicklungsplanung die Politik diesen Standort aufgeben wird. Begründung: zu teuer. An die sieben Millionen müssten investiert werden, um zumutbare bauliche Lernbedingungen zu schaffen. Dabei steht für Schulsanierungen im Jahr insgesamt nicht einmal die Hälfte zur Verfügung. Sieben Millionen für eine Hauptschule, die ohnehin landesweit auf der Kippe steht, fragt sich da mancher Politiker. Macht das noch Sinn?

Die SPD und Wir-Linke kämpften jetzt noch einmal für eine Zukunftswerkstatt Eppinghofen, um die Bürger zu hören, wie sie betonten, um gerade diesem nicht einfachen Stadtteil gerecht zu werden. Der Schulstandort mit seinen 23 Nationen hat für die SPD einen hohen sozialen Stellenwert. Dahinter steckt der Gedanke, den auch die Ministerpräsidentin verfolgt, die keine fünf Kilometer entfernt wohnt: Wer hier investiert, könnte hohe gesellschaftliche Folgekosten später sparen. Die Schulleitung sieht es ebenfalls so – aus Erfahrung.

Eine Zukunftswerkstatt Eppinghofen wird es jedoch nicht geben: CDU, Grüne, MBI und FDP lehnen es ab, auch weil sie die Sorge haben, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Vor der Sommerpause soll der Rat festlegen, von welchen Schulstandorten sich die Stadt angesichts immer weiter sinkender Schülerzahlen trennen wird. „Wir dürfen räumlich nicht mehr in den alten Schulbezirken denken“ sagt der schulpolitische Sprecher der CDU, Heiko Hendriks. Ziel müsse es sein, die Schulstandorte, die erhalten bleiben, alle nach und nach in den nächsten Jahren in einen guten Zustand zu versetzen.