Mülheim. . Ab Juli stellt Familie Hesse, Inhaber des Hotels Handelshof, den Betrieb in ihrem Großen Saal ein. Neue Auflagen für Brandschutz, Lüftung und Rettungswege, so die Stellungnahme, seien mit einer Investition im sechsstelligen Eurobereich verbunden.
Eine Ära geht zu Ende: Ab Juli stellt Familie Hesse, Inhaber des Hotels Handelshof, den Betrieb in ihrem Großen Saal ein. Neue Auflagen für Brandschutz, Lüftung und Rettungswege, so die offizielle Stellungnahme, seien mit einer Investition im sechsstelligen Eurobereich verbunden, und das mache „eine sinnvolle Kalkulation nicht mehr möglich“.
Mehr möchte Martin Hesse nicht zum Thema sagen. Nur so viel noch: Die zukünftige Nutzung des Saals stehe noch nicht fest und grundsätzlich sei die Entscheidung der Familie „sehr, sehr schwer gefallen“. In der Stadt entsteht so jedenfalls eine Lücke, die nicht leicht zu stopfen ist. Denn Räume, die 300 Personen und mehr fassen, sind in Mülheim rar.
Die Größe des Großen Saals war ein wichtiges Kriterium, die ihn zum beliebten Veranstaltungsort unzähliger Prunksitzungen, Musikabende, Feste und Versammlungen machte. Hinzu kamen Bühne, Technik und Catering. Ein Komplettpaket, das gefragt ist. In der Feldmann-Stiftung, beispielsweise, gibt es das nicht. „Mit unserem Raum können wir diesen Anforderungen nicht genügen“, sagt Max Schürmann, Leiter der Styrumer Begegnungsstätte, „wir sind zu klein.“ 100 Personen finden sitzend bei ihnen Platz. Da seien die Veranstaltungen schnell ausverkauft. „Der Bedarf für Räume, die über 200 Personen fassen, ist auf jeden Fall da“, sagt Schürmann, der oft solche Anfragen erhält – und oft ein paar Straßen weiter weist, zum Haus Union.
„Wir bemühen uns um jeden Gast“
In der Gaststätte hat man die Schließung des Großen Saals bereits gespürt, sagt Inhaber Wolfgang Thöne. „Die, die das zuerst erfahren haben, waren die Karnevalisten, dann die Sänger, dann die Sportvereine – und alle standen sie morgens bei mir auf der Matte.“ So sehr Thöne die Entscheidung der Familie Hesse „persönlich bedauere“, für ihn sei das von Vorteil. 290 sitzende Menschen passen in den Saal, der erst im vergangenen Jahr renoviert wurde. Technik und Bühne gibt es in dem Haus, das dem Bistum Essen gehört, auch. „Wir sind zwar nicht in der Mitte der Stadt“, räumt Thöne ein, „aber wir bemühen uns um jeden Gast.“
Den Mangel an größeren Veranstaltungsräumen hat auch die Stadt erkannt, und sie spürt die Auswirkungen: So werden Schulaulen immer häufiger gemietet. Die aktuell größten sind die der Realschule Broich (600 Sitzplätze) und Stadtmitte (350 Sitzplätze) und der Gustav-Heinemann-Schule (2 mal 250 Sitzplätze), sagt Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservices. Alle anderen Schulen bieten 100 bis 200 Menschen Sitzplatz.
In den nächsten Jahren, so Buchwald, wird sich die Situation verbessern. 2013 sind die Renovierungen zweier Schulen abgeschlossen: Willy-Brandt- und Luisenschule haben dann Versammlungsräume. In der Gesamtschulaula können 361 Menschen sitzen. Besonders bei der Aula der Luisenschule mit 450 Sitzplätzen hatte man mit Blick auf die Nähe zur Innenstadt laut Buchwald „klar den Gedanken, dass sie nicht nur für schulische Zwecke genutzt wird“.
Verschiedene Raumvarianten
Es gebe also verschiedene Raumvarianten. Eine neue Entgelt-Ordnung wurde gerade eingeführt, die Preise leicht angehoben. Sie lägen mit 500 bis 1000 € aber unter denen anderer Anbieter. Dafür mietet man aber nur Raum und Technik: „Bei uns muss man sich ums Catering selbst kümmern.“ Wenn man diesen Service möchte, rät Buchwald, gibt es noch die Stadthalle.
Deren Kapazitäten zählt MST-Chefin Inge Kammerichs aus dem Effeff auf: Rund 250 passen in den Kammermusiksaal, bis zu 300 ins Ruhrfoyer und 500 in den Festsaal, wobei Letzterer teilbar sei. Die oft gehörte Kritik, die Raummieten seien zu hoch, lässt Inge Kammerichs aber nicht gelten: „Die Mieten sind nur der geringste Teil.“ Technik, Bühne, Garderobieren etc. kämen noch oben drauf. Allerdings räume man Vereinen einen Rabatt von 40 % ein.
Den Raumnotstand sieht sie generell nicht: „Ich denke, man hat in Mülheim viele Möglichkeiten, schön zu feiern.“ Problematisch seien oft aber spezielle Wochenenden. In der Karnevalssession käme das zum Beispiel vor oder bei den bald anstehenden Abibällen: „Da hätten wir den Festsaal mehrfach vermieten können.“ Mehr Raum kann man eben immer gebrauchen.